Auch dieses Buch aus der Reihe ‘heute lesen’ überzeugt.
Zunächst geht Melzer Schritt für Schritt durch den Brief, dann bringt er quasi eine Zusammenschau, wendet sich daraufhin den beiden Schlüsselbegriff (Antichrist und Liebe) in ihrer Ausdrucks- und Wirkungsgeschichte zu, um am Ende den Brief ins Heute zu aktualisieren.
Oft fehlt einem der ‘Sitz im Leben’ - man weiss zu wenig über die Situation, in der die Zeilen geschrieben wurden, was ja relevant fürs Verständnis ist, des weiteren fehlt einem das griechische Sprachvermögen, die soziologischen Hintergründe, …undundund. Somit ist einem meist nur ein Teil des Inhaltes in seinem Gehalt zugänglich - und oft genug zieht man auch die falschen Schlüsse.
Dem allem hilft diese Schrift ab. Gut verständlich bringt Melzer die Aussagen des Briefes näher, zeigt aber auch innere Unstimmigkeiten und Widersprüche auf, die er nicht zu glätten versucht, sondern stehen lässt. In der Aktualisierung macht er eher ‘Angebote zum Verständnis’, denn manches hat sich zu sehr verändert, als dass es in der gemachten Aussagen 1:1 übertragen werden könnte (z.B. Opfer-/Sühnethematik).
Spannend war auch die Verknüpfung mit und Beleuchtung/Ergänzung durch das Johannesevangelium.
Dieser Band beleuchtet aufgrund des gewählten Textes nicht eine Geschichte/Handlung/Person aus der Bibel, sondern die ‘Theologie’ der johanneischen Gemeinde. Von daher ist sie durchaus etwas anspruchsvoller zu lesen und braucht Zeit zur Vertiefung - doch genau darum ist sie auch wertvoll und erhellend.