Eine interessante Idee, die besonders auf den ersten Seiten sehr vielversprechend klingt, sich dann aber erschöpfend in verwerflichen Wunschvorstellungen verliert.
Die ökologischen Ideen und Veränderungen, die angesprochen werden, sind eindrücklich. Das Buch ist 1975 erschienen, was die umweltfreundliche Haltung nicht nur eindrücklich, sondern visionär macht. Besonders am Anfang liest sich das Buch überraschend flüssig.
Wo das Buch in umwelttechnischen Aspekten sehr fortschrittlich ist, ist es in anderen erschreckend rückständig. In Ökotopia soll eine Art Gleichberechtigung herrschen, zumal sogar das Oberhaupt des Landes eine Frau ist. Die Freiheit der Frauen wird hier leider mit willen- und anspruchsloser Bereitschaft zu (fast ausschliesslich) heterosexuellem Sex gleichgestellt. Ich befürchte es gibt keine Frauen, wie sie in diesem Buch beschrieben werden. Beim Lesen fühlte ich mich, anfangs weniger, später immer mehr, wie In der Fantasie eines widerlichen Mannes. Wir sind uns hoffentlich alle einig, dass sexuelle Befriedigung eines Patienten nicht in den Aufgabenbereich einer behandelnden Krankenpflegerin gehört. Das Buch begrenzt sich aber nicht nur auf Sexismus. Die ökotopische Lösung zum Zusammenleben Menschen verschiedener Hautfarben ist, dass sich weisse und PoC aus eigener Initiative trennen und in verschiedenen Gebieten getrennt voneinander leben.
Ich weiss, dass das Buch knapp 50 Jahre alt ist und die Dinge damals anders waren; das fand ich aber immer schon eine lausige Entschuldigung. In diesem Fall hier, weigere ich mich aber, sie zu akzeptieren, denn dieses Buch handelt von einer Utopie. Es löst sich von sämtlichen Normen und Sitten von damals und beschreibt ein Ideal. Sein Ideal.
Die ökologischen Aspekte kann ich respektieren und anerkennen, alles andere leider nicht.