Auf den ersten Blick könnte man meinen, Wucherpfennigs Titel-Frage wäre rein rhetorisch - schliesslich war niemand von uns dabei… Dann aber eröffnet er eine ganz neue Sichtweise, die überrascht - und wohltuend in die Weite führt.
Zunächst nimmt er die katholische und evangelische Tradition in ihrer Ausprägung kurz in den Blick - und zäunt das Pferd dann gleichsam von hinten auf:
er geht NICHT (wie man es erwarten könnte) von den Berichten des Evangeliums aus, sondern von der Praxis der frühen Kirche, dann zur Didache (12-Apostellehre), zur paulinischen Ansicht und erst dann zu den Evangelien. Daraus zieht er neue Schlüsse, nicht nur fürs Verständnis der Eucharistie, sondern auch für die Ökumene. Wucherpfennig geht es weder darum, die katholische Sicht zu verteidigen (eher das Gegenteil trifft zu!), noch Unterschiede zu verwischen, um einen Einheitsbrei zu kochen. Gerade weil seine Deutungslinie aufzeigt, dass es sowohl verschiedene Verstehweisen als auch Formen des Abendmahles in der Urkirche gab, kann er dafür plädieren, dass aufgrund des biblischen und ekklesiologischen Befundes theologische Einsprüche die Einheit nicht mehr aufhalten dürfen.
Für Wucherpfennig ist klar, dass die Eucharistie ein vorweggenommenes Mahl der gerettet Menschen ist - und das eröffnet sowohl einen neuen Horizont, als auch eine neue Perspektive!
Eine kurze, gehaltvolle Schrift, sehr empfehlenswert für all jene, die sich von der Frage des Titels ansprechen lassen - aber auch für jene, die sich für einen neue, vertiefte Deutung von etwas scheinbar ‘Gewusstem und Gewohntem’ interessieren.