Bronnie Ware’s Leben ist nicht 0-8-15 - sie jobbt und wohnt als Homesitterin, tourt durch Australien und lässt sich nieder, wo sie sich grad wohlfühlt. Und doch ist es ein Leben mit Tiefgang! - Nach einem Bankenjob, der sie keineswegs erfüllte, und anderen Tätigkeiten, landet sie bei der Sterbebegleitung, als privat buchbare Pflegerin oder durch eine Agentur vermittelt. Daneben schreibt sie Songs und bestreitet den einen oder andern Gig.
In der Begleitung sterbender Menschen erspürt sie mit viel Empathie deren Lebensthema - oder besser, das, was sie gehindert hat, ihr ureigenes Lebensthema zu leben. - Viele merken erst am Schluss, dass sie ‘auf das falsche Pferd gesetzt haben’…
Immer wieder reflektiert Bronnie die Erkenntnisse der ihr Anvertrauten auf dem Hintergrund der eigenen Biografie - und hat zumeist das Gefühl, die betreffende Lektion bereits gelernt und mit dem Leben eingelöst zu haben - das dem nicht unbedingt so ist, wird ihr dann gegen Ende des Buches in schonungsloser Direktheit klar.
Nach der langen Zeit mit den Sterbenden wechselt sie ‘die Seite’. Sie unterrichtet für ein Jahr in einem Frauengefängnis Songwriting und zieht sich danach in ein ländlich gelegenes Cottage zurück - um aufzutanken und sich selber zu finden - und steht unversehens am Abgrund.
Diese letzten Seiten sind sehr stark geschrieben! Mit viel Wille und auf ihre eigene Art überwindet sie die Depression, die sie mehr als über den Rand hinaus gebracht hat. Danach reflektiert sie noch einmal die wichtigsten Begegnungen und tragenden Motivationen. Man schöpft viel Nachdenkliches aus ihren Gedanken, die so leicht plaudernd daher kommen - und wird fast automatisch dazu verleitet, sich über das Wesentliche des eigentlichen Lebens Gedanken zu machen.
Lebe ich MEIN Leben - oder ist es ‘bloss Secondhand’? Wer möchte ich gewesen sein, wenn ich vor dem endgültigen Abschied stehe? - Fragen, die einen durchaus auf eine neue Spur bringen können!