Es ist schon etwas sehr speziell, den ‘hochfliegenden’ Theologen Johannes in Mundart zu lesen! Da wird es plötzlich ‘erdig’, ich hatte das Gefühl, dass es MICH etwas angeht und MICH meint - da passierte Verknüpfung mit dem konkreten Leben. - Dem Adler wurden die Flügel gestutzt - vielleicht - aber da geschah für mich dann eben genau die ‘Inkarnation des Wortes’, von dem Johannes bereits im Logos-Prolog so hochfliegend spricht.
Josua Boesch wählt eine direkte, alltägliche Sprache. Manches kann man durchaus auch als ‘interpretierendes’ Übersetzen verstehen - aber genau das kommt dem Verständnis dann auch nahe.
So schreibt er statt ‘Amen, amen, ich sage euch’ schlicht und konsequent ‘Gott gseet s esoo’. Oder wo es darum geht ‘Gott zu verherrlichen’, schreibt er davon Gott durchscheinen zu lassen.
Oder ein schönes Beispiel ist Johannes 15, 10 - in der Einheitsübersetzung lesen wir: Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. - Bei Boesch tönt es dann so: Wän iir de nöie spuur vom läbä naagönd, dänn bliibed iir i miner liebi, grad soo wien iich de spuur vom Vatter naagaa und i siner liebi bliibe.
Es mag gewöhnungsbedürftig sein, in der Mundart dieses Evangelium zu lesen - doch mir hat es viele Überraschungen und Aha-Momente geschenkt.
Wer mit dem vierten Evangelisten ‘fremdelet’, könnte hier eine Chance zur Annäherung finden!