Inhalt
Siehe Klappentext
Die Geschichte einer Flucht und Immigration, die nicht mit der Ankunft im sicheren Land aufhört, den Blickwinkel aufmacht und geschrieben in ausgezeichneter Sprache.
Thema
Heimat, Flucht, Immigration, Familienbande und Freundschaften
Dafer, der Hauptprotagonist erzählt von seiner Heimat, dem Irak, dem Krieg und den Repressalien durch das autokratische Diktaturregime. Dann die Flucht aus dem Irak, wegen eines Theaterstücks, das er geschrieben hat. Die schwierige Flucht, die Ankunft in der Schweiz, dem Land, das man ihm als das beste auf der Welt geschildert hat. Er beschreibt die Zeit im Bunker, dann in Asylunterkünften, die für ihn so schwer zu ertragen haben, dass er dachte, es sei in der Heimat während dem Krieg leichter. Der Sprache nicht mächtig, mit drei weiteren Flüchtlingen in einem Zimmer, von denen er sich nicht mit allen verständigen konnte. Die Leere, keine Möglichkeit, etwas zu tun.
Erzählstil
Der Erzählstil ist ganz wie von Usama Al Shamani gewohnt. Es ist eine Erzählung aus der Erinnerung, aber auch des aktuellen Erlebens. Die Umgebungssituation wird so geschildert, dass man sich das Geschehen richtig vorstellen kann und ebenso die Empfindungen, die Dafer beschreibt. Ich stelle mir vor, dass es sich so ereignet hat oder ereignen könnte. Immer wieder kommt auch die poetische Sprache hervor, die aus dem Arabischen kommt oder von der früheren Heimat geprägt wird. Das Buch ist spannend aufgebaut mit den Schilderungen von historischen Ereignissen, den Umständen, welche Flüchtlinge erleben und das Gefühl des Fremdseins und der langen Zeit, bis sich allmählich ein Gefühl der Zugehörigkeit ergibt.
Fazit
Das Buch hat mich ebenso fasziniert wie die vorherigen Bücher von Usama Al Shamani, die ich gelesen habe. Mitreissend, spannend und sehr berührend.
Was früher undenkbar gewesen wäre ist, dass die Natur, das Wandern in der Schweiz dazu beigetragen hat, sich nicht mehr - oder immerhin weniger - fremd zu fühlen: Der Gang in die Natur war tatsächlich immer mehr ein zentraler Teil seines Lebens geworden. Die Natur bildete die eine Seite der Waagschale und das Vertrauen in die deutsche Sprache die andere.
Die Auseinandersetzung mit seiner Herkunft, seiner Familie ist sehr berührend geschildert. Der Krieg, die Macht, welche über die Menschen ausgeübt wird und ihnen sogar die Freiheit nimmt, sich frei zu äussern - nicht nur im öffentlichen Raum. Wo nur entspringt die Macht des Hasses, oder die Neigung zur Zerstörung, wo liegt die Quelle? Kann man einen Krieg überhaupt verstehen?, fragt sich Dafer. … Die Geschichte seiner Familie erscheint im wie ein Gemälde von Hiernoymus Bosch, aus dem ihm die Rätselhaftigkeit der Angst und der Liebe entgegenspringt.
Eine warme Empfehlung.