Ich gehe davon aus, dass die meisten Khaled Hosseini wohl durch sein Buch Der Drachenläufer kennengelernt haben - so ging es zumindest mir. Die Erinnerung an diesen wahnsinnig bewegenden, poetischen und tiefgründigen Weltbestseller war auch der Hauptgrund für diesen Kauf- und Leseentscheid. Gleichzeitig liegt dort auch das Problem, aber darauf will ich später erst zurückkommen.
Hosseinis Traumsammler besticht durch den gewohnt poetischen Erzählstil, Afghanistan als Zentrum und Hintergrund und den Emotionen und Geschichten, die wie aus einem echten Leben gegriffen wirken.
Was dieses Buch von seinen anderen Romanen unterscheidet? Es ist voller verschiedener Figuren und Handlungsstränge, die weder chronologisch noch scheinbar logisch geordnet daher kommen. Was sie alle gemein haben: Sie lassen einen Blick auf die innersten Wünsche und Träume der Figuren erhaschen. Einige dieser Träume machen das Verhalten einer bestimmten Figur nachvollziehbarer oder erklären das Kreuzen bestimmter Lebenswege. Andere scheinen nur dazu zu dienen, mich als Lesende zu desillusionieren. Mich aus der Traumwelt in die Realität zurückzuholen. Denn nicht alle präsentierten Lebengeschichten werden fertig erzählt oder miteinander verbunden. Nicht alle enden “schön” oder wie erträumt.
Den fast nostalgischen Wunsch (oder hoffnungsvollen Traum…), dass sich alles zum Besten wendet, dass sich alles aufklärt und plötzlich Sinn macht, den hatte auch ich beim Lesen. Ich erwartete kein Happy End. Und doch hoffte ich wohl auf mehr Gerechtigkeit und Sinn. Vielleicht wollte Hosseini genau dieses romantische Bild zurechtrücken, mich wieder klarer die Realität erkennen lassen, und damit auch meinen Traum einsammeln. Was übrig bleibt ist das wahre Leben und der Mensch mit all seinem Zauber und all seiner Grausamkeit. Je nach dem, wofür wir uns entscheiden.
War das Buch für mich etwas ernüchternd? Ja. War das Buch bewegend? Ja.