Dieser Roman ist eine gelungene Verknüpfung zweier real existierten Personen im Kontext der damaligen Zeitgeschichte. Da ist einerseits die 19-jährige, russische Jüdin Sabina Spielrein, die zur Behandlung ihrer «Hysterie» nach Zürich reist, sich dort in den sie behandelnden Psychiater Dr. Jung verliebt. Dieser um Jahrzehnte ältere, verheiratete Mann, dessen Frau ihr zweites Kind erwartet, riskiert dabei nicht nur seine Ehe, sondern auch seine berufliche Existenz als Professor. Sabina überwindet Ihre Krankheit. Sie wird später gar Ärztin und Psychoanalytikerin in der Schweiz und behandelt entsprechend kranke Menschen. Nach der Machtübernahme Hitlers schockiert Ehebrecher Jung seine Ex-Geliebte als aktiver Antisemit. Sabina zieht später mit ihren Töchtern nach Russland und gerät dort in die Fänge deutscher Truppen, die im zweiten Weltkrieg die Sowjetunion überfallen.
Andererseits erfahren wir die Geschichte von Fritz Platten, Drahtzieher des Generalstreiks von 1918 in der Schweiz. Nach seiner Haftstrafe wurde Platten in den Nationalrat gewählt. Platten verhalf auf spezielle Weise Lenin aus der Schweiz zurück nach Russland. Dort rettete er ihm das Leben bei einem Attentat. Jahre später landete Platten in einem Straflager in Russland.
Sabina und Fritz verbinden eines gemeinsam. Sie verlassen die Schweiz, ziehen nach Russland zu Zeiten Stalins. Beide haben sich dabei «ins Unbekannte» gewagt und nicht überlebt.
Zitat aus dem Buch: Wer mit Abweichlern sympathisierte, schadete der Einheit der ganzen Partei, und nur die Einheit machte sie stark, das musste auch einer einsehen, der im Innersten bisweilen an der Vernunft der Parteioberen zweifelt. (Das scheint bis heute so zu sein!)
Fazit: Eine dramatische, einfühlsame, bereichernde Lektüre mit Fakten die mir bisher völlig unbekannt waren.