Eine „Alpsage“ ist das, sagt der Untertitel, und ja, das ist es. Für mich liegt die Stärke Krohns eindeutig in seiner Schilderung der Bergwelt (und nicht etwa im Krimi, der er ja unter dem Namen Calonder auch publiziert). Es geht, wie in einer echten Sage, um grosse Themen: Liebe, Freundschaft, Freiheit, Tod. Ein schmaler Band, in dem die Nähe des Menschen zur Natur und die Parallelität mehrerer geistiger Welten zu der unseren verhandelt oder vielleicht einfach nur dargestellt wird. Der titelgebende „See der Seelen“ ist dann auch das, was uns nach dem Tod erwartet – und das wird schön dargestellt. Die junge Protagonistin, die sich in Sorge um ihre Grossmutter befindet, überwindet dadurch ihre Angst vor der Endlichkeit. Dass Krohn diese Sage für seine Kinder geschrieben haben soll, damit sie weniger Angst um ihre kranke Oma haben, ist eine schöne Bei-Information.