Mikkel Birkegaard’s “The Library of Shadows” (deutscher Titel “Die Bibliothek der Schatten”) ist ein Fantasyroman. Fantasy ist normalerweise gar nicht meine Abteilung und der Klappentext hat mich gewissermassen in die Irre geführt. Vielleicht zu Recht. Hätte ich dieses Buch in die Hand genommen, es beschnuppert und dann eigens mit den Händen zum Tresen getragen, um es dort abzulegen, zu bezahlen und von der Verkäuferin, eingetütet in eine adrette Plastiktüte, entgegenzunehmen? Wohl kaum. Das sind die Momente, in denen Entscheidungen gefällt werden, die Leser auf neue Wege leiten. Wer also kein begeisterter Fantasyromanleser ist oder wenig mit Fantasy bis anhin am Hut hatte, könnte mit diesem Roman einen angenehmen Abstecher in ungewohnte Gefilde unternehmen.
“Luca Campellis Wunsch, umgeben von seinen geliebten Büchern zu sterben, ging an einem späten Oktoberabend in Erfüllung.” Mit diesem Satz beginnt das Buch und wir erfahren, dass Luca während des Lesens eines Buches auf ungewöhnliche Weise zu Tode kommt. Als sein Sohn Jon Campelli, (Anwalt von Beruf) zu dem der Kontakt vor 15 Jahren abbrach, das Antiquariat von Luca erbt, erbt er damit auch ein grosses Geheimnis. Die Welt der Lettori. Es sind Menschen, mit einer mysteriösen Gabe, von deren Existenz keine Menschenseele weiss. Es ist eine mächtige Gabe, so mächtig, dass sie sogar die Welt verändern kann. War Luca’s Tod wirklich ein Herzinfarkt oder steckt mehr dahinter? Die Gesellschaft der Lettori scheint bedroht und das Geheimnis der Bücher in Gefahr. Jemand will die Gesellschaft vernichten und Jon ahnt, dass Mächte am Werk sind, denen er weit unterlegen ist.
Da ich wie schon erwähnt eigentlich keine Fantasy Romane lese, war ich bei diesem Roman positiv überrascht. “The Library of Shadows” ist zwar mit einem Hauch von Fantasy versehen, jedoch nicht ausschliesslich. Im Vordergrund steht vor allem die Leidenschaft zum Buch. Wer Bücher liebt und von ihnen nicht genug kriegen kann, wird sich mit Mikkel Birkegaard’s Roman gut identifizieren können. Der Schreibstil ist nüchtern, liest sich flüssig und angenehm. Das Buch konnte mich bezüglich Spannung jedoch leider nicht wirklich überzeugen. Die Protagonisten sind zwar nett beschrieben, bleiben aber in der Ausführung und ihrem Wesen weitestgehend oberflächlich angelegt und es fällt uns als Leser somit ein bisschen schwer, ein lebhaftes Bildnis der Charaktere zu erzeugen. So bleiben wir doch ein wenig aussen vor und lesen eine Geschichte, die zwar anregend ist, aber es nicht wirklich vermag zu fesseln.
Eine leichte Fantasy-Kost für Liebhaber der Welt der Bücher, die ohne grosse Erwartungen eine unterhaltsame Geschichte mit fulminantem Finale lesen möchten.