Der Auftakt dieser vierteiligen Abenteuersaga ist nichts für schwache Nerven. Realistische Darstellungen des Lebens zu Schiff und seiner Gefahren, Todesfälle und grausige Verstümmelungen auch an Land, ein bösartiger Wald und eine schauerliche Stiefmutter halten Lesende in Atem.
Auf dem Heimweg seiner zweijährigen Expedition erfährt Prinz Tibald, dass sein Vater, der König von Eckstein, verstorben ist. Ihm bleiben nur noch wenige Tage, um Eckstein zu erreichen und den Thron für sich zu beanspruchen, auf den bereits sein Stiefbruder lauert. Doch damit fangen die Probleme für Tibald, seine frisch angetraute Frau, Ema, und die Bewohner Ecksteins erst an. Wölfe tauchen auf, ein Schneesturm aus dem Süden bedroht die Insel und ein uraltes Unrecht verlangt nach Wiedergutmachung.
Der allwissende Erzähler passt sich dem technologiearmen Leben an und gibt der Geschichte Zeit. Gereist wird hier mit Segelschiff und zu Pferd, in manchen Ländern herrscht noch Sklaverei und die meisten Menschen verdienen sich ihren Lebensunterhalt in der Landwirtschaft. Allein die Rückreise des Prinzen, an zahlreichen, ganz unterschiedlichen Ländern vorbei, dauert fast die erste Hälfte des Buches. Freude hatte ich in der Hinsicht einmal mehr an den Landkarten, die vorne im Buch enthalten sind und die Reise von Tibalds Schiff und die Geographie Ecksteins darstellen.
Durch die Erzählperspektive bleibt leider eine gewisse Distanz zu den Figuren. Weiterer Wermutstropfen: die rassistischen und diskriminierenden Äusserungen einiger Nebenfiguren, die von den Hauptfiguren vehementer verurteilt werden könnten, in meinen Augen überflüssig wirken und einen schalen Beigeschmack hinterlassen. Vielleicht bin ich in dieser Hinsicht zu empfindlich, ich weiss es nicht.
Ansonsten düstere und spannende Lektüre mit fantastischen Elementen, die mit einem fiesen Cliffhanger endet. Für alle Abenteuerfans ab 14 Jahren.
Erschienen bei Atlantis und aus dem Französischen übersetzt von Sophia Marzolff.