Von Jonas Jonasson schon mal gehört? Nicht? Dann wird es aber langsam Zeit. Der gebürtige Schwede lebt nämlich im Tessin und geniesst den Blick über den Luganersee beim Schreiben. Als ich das gelesen habe, war ich umso gespannter, was mich beim Geniessen dieser Lektüre erwarten würde. Ich war positiv überrascht und möchte Euch heute meine Rezension zu dem sehr unterhaltsamen Roman vorstellen.
Die Geschichte:
Allan Karlsson hat die Schnauze gestrichen voll. Und zwar vom Seniorenheim. Also beschliesst er an seinem 100. Geburtstag dem Heim ein für allemal den Rücken zu kehren und flieht noch bevor seine Geburtstagsparty steigt, indem
er aus dem Fenster klettert und sich aus dem Staub macht. Das ist der Beginn eines Rentner-Roadtrips, bei dem wir Allan und die Menschen, die er unterwegs trifft, begleiten, als auch Gelegenheit bekommen, Allans Leben in Rückblenden mitzuleben. Von der Freundschaft mit Präsident Truman, die wohl mehrheitlich durch den Alkohol begründet wurde als durch Nächstenliebe, hin bis zu den Kuomintang und einem vereitelten Mordanschlag auf Winston Churchill (der natürlich auf Allan’s Kappe geht) erleben wir fantastische, lustige Episoden aus Allan Karlsson’s ungewöhnlichen Leben.
Aber dieser Roadtrip ist nicht nur eitler Sonnenschein, kurz nachdem Allan dem Seniorenheim entflohen ist, wird er ungewollt in kriminelle Machenschaften verwickelt. Und das alles wegen eines Koffers voll mit Millionen von schwedischen Kronen. Die Gangster sind nun hinter dem pfiffigen und total nicht senilen Hundertjährigen her… und dieser hat Glück, sehr viel Glück. Wie Allan sich aus der Zwickmühle befreit und was er schon alles in seinem Leben erlebt hat, lest Ihr im Detail besser selber nach. Es ist nämlich sehr spannend und urkomisch.
Meine Meinung:
Das Buch ist überaus witzig geschrieben und bietet grosse Unterhaltung auf fast jeder Seite. Ich musste oft über die Gedanken des schon beinahe Methusalem-ähnlichen Protagonisten Allan Karlsson lachen. Sie sind wahnsinnig feinsinnig und eigentlich durchwegs gesellschaftskritisch. Sie reflektieren aber gleichzeitig auch die Gedanken unschuldiger Kinder bzw. vielleicht sogar eher deren Naivität. Auf alle Fälle gibt es wohl so ziemlich nichts, was Allan in seinem langen Leben bereut.
Der Roman hat mich stark an den mit Tom Hanks verfilmten Klassiker “Forrest Gump” (nach dem gleichnamigen Roman von Winston Groom) erinnert, weil Jona Jonasson’s Geschichte sich mit dem ähnlichen Humor, den wir im Film erleben, schmückt und den Leser dadurch auch einfach sehr für sich einnehmen kann. Besonders lustig sind die Episoden in Allan’s Leben, in denen er lebende oder auch schon verstorbene Politiker trifft, ob Freund oder Feind, jeder bekommt sein Fett ab. Vielleicht ein kleines Beispiel für Euch: Allan ist als Atomphysiker (im Selbststudium!) weltweit ein sehr gefragter Mann, besonders zu Zeiten des Kalten Krieges, wird Allan von Pontius zu Pilatus geordert, manchmal auch “einfach nur entführt”. Da sitzt er also ganz einträchtig bei einem Dinner mit Stalin und schafft es, durch eine für Stalin unverfrorene Bemerkung antikommunistischer Art, denselbigen total auf die Palme zu bringen. Als Allan dann auch noch erwähnt, dass er Winston Churchill persönlich getroffen habe und diesen für einen feinen Kerl halte, platzt Stalin der Kragen und wir lesen Stalins Reaktion: “Churchill diese fette Sau!”. Ich musste herzhaft lachen an dieser und noch viel mehr Stellen und hoffe, dass Jonas Jonasson, sich auch weiterhin literarisch mit der Weltgeschichte, den Menschen und ihren Unzulänglichkeiten und Eigenarten befassen wird. Wirklich äusserst erfrischend! Lediglich einen Stern Abzug erteile ich, weil ich denke, dass der Autor noch ein wenig mehr Nähe zwischen Protagonisten und Leser hätte schaffen können. Die Figuren bleiben teilweise recht flach und werden oftmals nur oberflächlich skizziert.
Fazit:
Wenn man Forrest Gump mag, wird man Jonas Jonassons’s “Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand” mit grosser Wahrscheinlichkeit lieben. Herzerfrischend, immer direkt und vor allem sehr lustig nimmt uns dieser Roman mit auf einen Roadtrip der wirklich sehr anderen Art. Wer gerne lacht und auch absurden, witzigen Gedanken etwas abgewinnen kann, sollte sich diesen Roman zu Gemüte führen.