Opulenter historischer Roman über das Leben der Brüder Goncourt.
Alain Claude Sulzer nimmt uns mit in die Mitte des 19. Jahrhunderts und schildert, als allwissender Erzähler und in der Zeit springend, den langsamen Zerfall von Jules Goncourt ebenso wie den Verlust und den Verrat ihrer Magd, Rose.
Bemerkenswert ist dabei seine Sprache.
Die passt sich der damaligen Zeit leicht an und wirkt somit etwas altertümlich, bleibt dabei immer gut lesbar.
Sulzer begibt sich, ähnlich wie die literaturschaffenden Brüder, auf die Suche nach Synonymen und Adjektiven, was dem Roman seine Opulenz verleiht.
Mit Vorliebe überrascht er uns mit Gegensätzen, die aus dem Nichts zu kommen scheinen. Das rüttelt auf und verleiht der Erzählung Spannung.
Sein Humor ist trocken und teils sogar fast böse und er ahmt auch in der Hinsicht die Spitzzüngigkeit seiner Protagonisten nach. So entstehend Sätze wie
“Jules hing am Leben, aber das Leben hing nicht an Jules.”
Oder
“Wie alle Beleibten sass er breitbeinig und gepolstert wie ein mit Samt gefütterter Kartoffelsack im Sessel…”
Auch gelingt es ihm allein über die Sprache vortrefflich, die Kakophonie der Grossstadt Paris deutlich zu machen und warum diese Geräuschkulisse für Jules so furchtbar war.
Sprachlich also ein brillanter Roman und auch die Atmosphäre, das Unausweichliche, der zähe Abschied, der langsame Verfall und wie das beide Brüder gleichermassen betrifft, verdeutlicht er sehr gut.
Nur sympathisch wurden mir die beiden Hauptfiguren leider nicht. Ebenso wenig wie Rose, ihre Magd, deren erschütternde Geschichte eine zentrale Rolle im Leben der Brüder einnimmt. Gleiches gilt im Übrigen auch für die anderen Figuren… Zudem hätte ich mir gewünscht, die literarische Bedeutung der Brüder für den französischen Literaturbetrieb besser nachvollziehen zu können, doch scheinbar blieb ihnen zeitlebens eine breite Anerkennung vergönnt.
Fazit: Ein realistischer Roman der damaligen Zeit über reale Figuren, mit sprachlicher Brillanz und vor allem überzeugend aus Sicht der Brüder Goncourt erzählt, den ich schnell, aber wegen der zähen Stimmung und der nicht so sympathischen Figuren nicht unbedingt mit dem grössten Vergnügen gelesen habe.