Gleich von der ersten Seite an wird man in den zweiten Weltkrieg hinein gezogen, als die Deutschen auf den Kanalinseln landen und diese unter ihre Besatzung bringen.
Die Geschichte selbst dreht sich dann nicht um den Krieg und das Kriegsgeschehen als solches (Kampfhandlungen o.ä.), sondern um konkrete Menschen:
da ist Hedy, als Jüdin aus Wien geflüchtet - kommt letztendlich vom Regen in die Traufe… Kann sich des ‘Juden-Stempels’ im Ausweis auch hier nicht erwehren und findet trotzdem eine Stelle als Übersetzerin im Lager der Deutschen. Damit kommt sie immer mehr in eine Zwickmühle - gleichzeitig aber mit Kurt auch ihrem grossen Lebensglück auf die Spur…
Anton, Hedy’s Freund, arbeitet in einer Bäckerei, beide unterstützen sich, wo immer sie nur können. Er verliebt sich in Dorothea, einer Insulanerin, kurz vor seinem Aufgebot heiraten beide - zur Absicherung von Dory. Anton nimmt Hedy das Versprechen ab, sich um Dory zu kümmern. - Eine weitere Zwickmühle für Hedy, hat sie doch etliche Mühe mit der (scheinbar) naiven Plaudertausche… Auch hier entwickelt sich die Beziehung in der Not zu einem Glücksfall.
Der Fokus auf einzelne Personen, ihr Leben, ihre prekäre Situation und überhaupt auf die Not und den Irrsinn des Krieges öffnet die Augen: der Hunger wie die Verrohung wird offensichtlich, bekommt Gestalt und Geschichte. Der Kampf ums Überleben findet deutliche Worte und Bilder
Lecoat hat ein berührendes Gemälde von Freundschaft und Liebe gezeichnet, das auch in schwerster Zeit Glanz behält - selbst wenn mitunter der Lack ein wenig abblättert… Je mehr der Krieg kollabiert, die Niederlage sich abzeichnet, die Notsituation extremer wird, nimmt die Spannung im Roman zu - man fiebert mit bis zum Schluss - geht’s doch noch gut aus? Kommt Hedy davon? Anton zurück? Und was wird aus Kurt? Und der Liebe zwischen ihm und Hedy?
Ein biografisch fundiertes Buch, das einen neuen, persönlichen Blick, in eine schwierige Zeit schenkt. Ich habe es mit Gewinn gelesen, weil es mir ‘blosse Information’ in eine anschauliche Geschichte verpackte - die letztendlich unter die Haut ging!