Penner erzählt ihre Geschichte ‘zweigleisig’: zum einen Ende 18. Jahrhundert, zum andern unsere Gegenwart. Das erste aus dem Blickwinkel der Apothekerin ‘Nella’ oder des Mädchens ‘Eliza’, das andere aus Sicht von Caroline. Zwei unterschiedliche Zeitachsen - am gleichen Ort - die sich unversehens treffen:
Kurz vor ihrem Londontrip mit ihrem Ehemann muss Caroline feststellen, dass sie von James betrogen wurde. Das erschüttert sie dermassen, dass ihr der Trip (ansich zum 10. Hochzeitstag) grad recht kommt: alleine und auf Distanz.
Bei einem ‘mudlarking’ in der Themse fischt Caroline ein kleines Fläschchen aus dem Schlamm - das zu einer Initialzündung für einen Neuanfang wird - und gleichzeitig die beiden unterschiedlichen Geschichtsebenen miteinander verknüpft.
Nella ist jene Apothekerin, der das Fläschchen gehörte, Eliza wohl jene, die es einst im Wasser verlor. Vor allem die Geschichte dieser beiden Frauen ist stark erzählt. Nicht alles ist für uns heutige dabei nachvollziehbar - aber offenkundig wird, was sich Frauen alles im 18. Jahrhundert gefallen lassen mussten - ohne sich wirklich wehren zu können… Dem will Nella mit ihrem Wissen und Können als Apothekerin Abhilfe schaffen, dass die Heilmittel dabei nicht ‘heil-’ sondern ‘tod-bringend’ sind, versteht sich von selbst…
Damit wird eine Geschichte in Gang gesetzt, die letztendlich nicht funktionieren kann - das böse Ende ist absehbar - doch wann? …und wie?
Eliza, die als junges Mädchen in die Apotheke stolpert, mit entsprechendem Auftrag ihrer Herrin, wird immer mehr in die Machenschaften dieses geheimen Ortes hinein gezogen.
Dazwischen blendet Penner stets in die Gegenwart zu Caroline - diese recherchiert eifrig, weil sie wissen will, WAS es mit dem Fläschchen auf sich hat. Sie macht dabei mehr als interessante Entdeckungen - und stellt letztendlich ihr ganzes Leben auf den Kopf.
Die Gegenwartskapitel fand ich eher schwach erzählt: der Beziehungsknatsch von Caroline, ihre Geheimniskrämerei und manches, das einfach unglaubwürdig klang, war zäher Lesestoff - Erzählstärke aber hatten, wie gesagt, die Ereignisse um die beiden ‘Apotheken-Frauen’. Beim Schluss war’s für mich dann umgekehrt: die beiden Frauen aus der Apotheke hingen irgendwie in der Luft… Ein Ende ohne Abschluss. Demgegenüber wusste Caroline letztendlich was sie zu tun hatte - so gesehen kann eben auch ein Desaster zu einer veritablen Chance werden!