Der Roman basiert auf einer wahren Begebenheit. Die “Schule am Meer” existierte tatsächlich auf der Insel Juist und wurde von Vertretern der Reformpädagogik gegründet. Die Autorin schmückt die wahren Begebenheiten zu einer umfassenden Erzählung aus, die auch die schleichende Indoktrinierung der Inselbewohner durch die Nationalsozialisten gut beleuchtet.
Die Geschichte konzentriert sich mehrheitlich auf die Hauptfiguren des Lehrerehepaares Reiner, der Schülerin Marje und des Schülers Moskito. Die Figuren der beiden Schulkinder wurden von der Autorin erfunden, beleuchten aber gut die sozialen Wirren jener Zeit.
Seltsam farblos hingegen bleibt die Figur des real existierenden Schulgründers Martin Luserke, welcher sich im Zuge der stets knappen finanziellen Ressourcen den Nationalsozialisten anbiederte. Gerade im Hinblick auf die jüdischen Lehrpersonen an der Schule bleibt offen, wie die nationalsozialistische Rassenideologie an der reformpädagogischen Schule überhaupt thematisiert wurde. Allerdings hätte dies den Rahmen dieses Romans wohl gesprengt und so bleiben viele Anreize zwischen den Zeilen, über diese Frage nachzudenken.
Weitere Figuren werden in separaten Erzählsträngen umschrieben, wie z.B. die Frau des aufstrebenden Kellners, welche sich auf Erholungsreise in eine Frau verliebt, oder die Geschichte der Köchin Kea. Diese Figuren werden spannend eingeführt, letztlich bleibt es aber bei Andeutungen, die nach Vertiefung - oder eben Auslassen - rufen.
Ein lesenswertes Buch, das anregt darüber nachzudenken, wie Menschen durch die Gegebenheiten ihrer Zeit beeinflusst werden und welche Handlungsmöglichkeiten ihnen bleiben.