Auch wenn Caraval vorbei ist, wirkt Legends Magie immer noch über das Imperium. Donatella muss sich entscheiden, ob sie Legend vertraut, der ihr das Herz gebrochen hat oder einem alten Feind, der sie schon mal geätuscht hat. Währenddessen erfährt Scarlett etwas, das ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt – und auch das von Tella …
Ich habe die ersten zwei Teile der Reihe geliebt! Die ganze Welt, die die Autorin erschaffen hat, die Magie, die zwischen den Zeilen schwebte und die beiden Schwestern, die starke Protagonistinnen waren. Deshalb bin ich eher locker und freudig in dieses Buch gestartet … und wurde so enttäuscht wie noch nie zuvor von einem Buch.
Schon nach den ersten paar Kapiteln vermisste ich diese düstere, aber doch quirlige Stimmung, die so einzigartig für diese Reihe ist. Stattdessen war da gar keine Atmosphäre: Die Beschreibungen waren lasch und erzeugten keinerlei Bilder in meinem Kopf, weil sie so gezwungen und an den Haaren herbeigezogen wirkten. Überall musste noch dieses Extra künstlich angebracht werden, damit es Caraval gerecht wird, aber meiner Meinung nach hat es nur geschadet. Man muss nicht immer eine Schippe drauflegen, man kann auch so weiterfahren, wie man es bisher mit den anderen zwei Bänden gemacht hat. Realitätsnähe hätte diesem Roman gut getan – nicht nur fürs Setting.
Kommen wir zur Handlung. Ich weiss gar nicht, wo ich beginnen soll. Am liebsten würde ich sagen, dass es ein einziges Durcheinander war, aber tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Sobald ein Konflikt aus der Welt geschaffen war, überquerte Tella die Strasse, wo auch schon das nächste Problem auf sie wartete. Es fühlte sich so an, als sei Stephanie Garber einer Checkliste gefolgt: »Gut, das haben wir erledigt, nun zum Nächsten.« Wirklich, ich übertreibe nicht. Etwas so konstruiertes und aus der Luft Gegriffenes habe ich noch nie gelesen – es war kaum auszuhalten. Vor allem auch, da diese sogenannten «Konflikte» schon mit einer paraten Lösung ankamen, auf die letztendlich sogar das naive Schwesternpaar kam.
Die Dialoge. Ein Grossteil der Gespräche diente dazu, damit alle Charaktere ihre ganzen Gedankengänge laut aussprechen konnten. Wenn es sich dabei um ein Geheimnis handelte, das sie seit Jahren hüteten, dann war das egal, denn es wurde trotzdem ausgeplaudert. Von irgendwoher mussten diese «Konflikte» ja kommen. Alle teilten sich ihre geheimen Pläne also mit, dabei war es egal, dass der Feind mit ihnen im Raum war, es trieb ja den Plot voran, wenn sie durchkreuzt wurden. Auch killte es jegliche Spannung, wenn alles offen dargelegt wurde, aber nun ja, ich bin mir sicher, dass Tella und Scarlett ansonsten nach zwanzig Seiten gestorben wären.
Daraus folgt, dass jedes Klischee, das man kennt, in diesem Buch vertreten ist. Wirklich jedes. Die Charaktere sind so überspitzt dargestellt, dass ich mehr als einmal die Augen verdreht habe. Und Scarlett und Tella sind unfassbar naiv und lächerlich. Alles liegt vor ihren Augen. Als Leser:in erahnt man die nächste «Wendung» schon 100 Seiten im Voraus, weil die «versteckten» Andeutungen so offensichtlich sind, dass einem fast schon die Augen aus dem Kopf fallen. Aber die beiden Schwestern, die um die 20 Jahre alt sind, brauchen immer zuerst eine Zusammenfassung der letzten Ereignisse, bevor sie auf eine Konklusion kommen. Und ich weiss, diese Geschichte wird als Young Adult Roman eingestuft, aber das ist kein Young Adult – tut mir leid. Weder die Sprache noch einige Szenen passen in dieses Genre.
Tella springt ohne Gewissen, ohne Kalkulation und vor allem ohne Nachdenken – wortwörtlich – von einem Punkt zum anderen. Sie ist jedenfalls nicht mehr die mutige und selbstständige Protagonistin aus dem zweiten Band. Stattdessen wurde sie auf ein Objekt der Begierde reduziert, das nicht allein denken kann. Um Scarlett steht es nicht ganz so schlimm, dennoch veranstaltet sie einen Wettbewerb zwischen zwei Männern, die sich um sie streiten dürfen.
Die Ideen wirken so wirr und nicht durchdacht, und das spürt man auch, wenn man das Buch liest. Als hätte die Autorin verzweifelt nach Stoff gesucht, um dieses Buch zu füllen. Eine Dilogie hätte es auch getan!
Dinge passieren und verschwinden plötzlich – damit auch all die Aufregung, als hätte man einen Restart-Button gedrückt. Von Spannungsaufbau kann man definitiv nicht sprechen.
Wenn die beiden Schwestern von Beginn an ihre Hirnzellen etwas angestrengt hätten, hätte man die Geschichte in 50 Seiten erzählen können – und sie wäre dann vermutlich auch noch spannender gewesen.
Fazit
Ich glaube, so etwas Ähnliches habe ich mal in einem Albtraum gesehen.