Dahinden legt hier einen ‘vollgestopften’ Roman vor! Wir erfahren sehr viel über die Sozialgeschichte der Schweiz im letzten drittel des 19. Jahrhunderts, ebenso zu Politik bis hin zum aufschäumenden Kulturkampf und der Industrialisierung.
In dieses zeitgeschichtliche Portefolio verpackt sie die Geschichte um Sarah Siegwart aus Luzern, die nach Grenchen aufbricht - wohl eher ‘ausbricht’ - 1 ½ Jahre nach dem (scheinbaren?) Unfalltod ihres Verlobten.
Sie wirkt als Hauslehrerin in einer Grenchner Familie und unterrichtet deren zwei Kinder. - Kaum am neuen Ort läuft sie bereits im Wald an das tote Hausmädchen - womit die Geschichte sich auch noch zu einem Krimi entwickelt.
Im Laufe der Geschichte geschehen weitere Todesfälle, der Hass zwischen den Alt-Katholiken und den Römischen flammt immer mehr auf, kein Wunder hat die ‘Landjägerei’ nicht nur allerhand zu tun, sondern stösst auch immer wieder an ihre Grenzen.
Dahinden versteht es, die Personen und Charaktere scharfkantig zu zeichnen - leider kippt es m.E. hie und da fast ins Klischéehafte… Jedenfalls haben all die Irrungen und Wirrungen, die sich da immer mehr ausbreiten ihren Reiz… fast verliert man den Überblick über all die Übeltaten und Übeltäter - und gekonnt werden letztere gezeichnet - so dass man schlussendlich fast schon ‘folgerichtig’ aufs falsche Pferd setzt!
Wer letztendlich die Taten begangen hat, überrascht - zwar ist diese Person kurzfristig schon mal im Visier gewesen, doch ohne auch nur im mindesten in Frage zu kommen.
Ein Durchaus geschickt gewobener Roman also - aber für mich trotzdem ‘to much’, was all die verschiedenen Geschichtsstränge anbelangt, das ausufernde Erzählen vor allem des konfessionellen Streites. (- und obwohl mich der Fortgang betreff Marie, Peter, Sarah und Hannes durchaus interessiert, denke ich nich, dass ich den Folgeband lesen werde…)