Wells ist ein virtuoser Autor. Manchmal manövriert er die Handlung in eine fast klischeehafte Ecke – aber dann schafft er es doch, von einer voraussehbaren Handlung abzuweichen. Am Schluss bringt er alle Erzählstränge zusammen, und zusammen zu einem Ende.
Ausserdem schreibt Wells überzeugende Coming-of-Age-Romane. Hard Land ist eindeutig ein solcher, inklusive Übergangsrituale, Alkohol und Dramatik. Ein bisschen erinnert mich der Roman an Der Fänger im Roggen, vor allem weil der Ich-Erzähler mit einem Jahr Abstand von seinen Erlebnissen erzählt.
Hard Land spielt in Missouri in den 1980er Jahren, also zu einer Zeit als Wells gerade geboren wurde. Offensichtlich hat er viel recherchiert, das zeigt er gerne und oft mit den vielen Referenzen auf Filme und Songs aus der Zeit. Er listet die erwähnten Songtexte sogar hinten auf. Beim Lesen musste ich mich manchmal daran erinnern, dass das deutsche Gegenwartsliteratur ist und der Roman nicht aus dem Amerikanischen übersetzt. Das ist wahrscheinlich ein gutes Zeichen und zeigt, dass der Roman überzeugt. Es ist ein emotionaler Roman, mit Begeisterung und Verliebtheit, aber auch mit Trauer und Tragik.