Shipsteads Roman über die Flugpionierin Marian Graves ist ein gekonnt und weit gespannt aufgezogener Roman über Macht, Machtmissbrauch, Privilegien und letztlich über die Frage, was Freiheit bedeutet und wie man sie erlangt. Gekonnt spinnt die Autorin einen Erzählungsbogen, der sich über mehr als hundert Jahre erstreckt und sich dabei auf die beiden Protagonistinnen Marian Graves und die Schauspielerin Hadley Baxter konzentriert. Letztere soll die Figur von Marian in einem Film verkörpern.
Auf dieser Basis gelingt es Shipstead zu zeigen, wie manche Formen von missbräuchlicher Macht gegenüber Frauen sich selbst im Laufe eines Jahrhunderts kaum verändern. Doch anstatt sich nur auf (teils drastisch dargestellten) Darstellungen solcher Machtausübung zu konzentrieren, zeigt Shipstead am Beispiel verschiedener Charaktere, wie sich Freiheit selbst gegenüber widrigen Umständen zumindest teilweise erreichen lässt. Eine möglicherweise noch viel bedeutendere Botschaft dieses unkonventionell strukturierten und geschriebenen Romans ist jedoch, wie vielfältig Freiheit aussehen kann.
Besondere Erwähnung verdient auch, wie es der Autorin gelingt, die Leserin nicht nur durch über einhundert Jahre Menschheits- und Fluggeschichte zu führen, sondern auch durch eine grosse Bandbreite an Personen, die alle durchweg tiefgängig, vielfältig und menschlich erscheinen.