Ein junges Pfarrerehepaar zieht aus der Stadt ins beschauliche Dorf Oberkirchbach. Während der Pfarrer immer mehr in seiner Funktion und seiner Verantwortung aufgeht, fällt es Marie, seiner Ehefrau, mangels sinnvoller Beschäftigung schwer, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Anfangs wird sie durch ihre Rolle als “Frau Pfarrer” mehr oder weniger widerwillig in die Gemeindeaufgaben eingebunden, gewinnt aber ihrer Rolle schnell immer mehr Freude ab. Durch ihre Eigeninitiative und ihre Ideen gelingt es ihr, die Gemeinschaft aus alt und jung, ewig Sesshaften und neu Zugezogenen zusammen zu bringen und das Dorf aufleben zu lassen.
Gleichzeitig geht es um die Geschichte von Fritz und Emma, die als junge Menschen unzertrennlich verliebt waren, bis Fritz in den 2. Weltkrieg eingezogen wurde, danach in Gefangenschaft geriet und bei fast allen für tot geglaubt wurde. Doch Emma hat die Hoffnung nicht aufgegeben. Als Fritz doch noch endlich zurückkehrt, wollen beide heiraten. Fritz leidet unter einem Trauma, was beide vor schwere und entscheidende Herausforderungen stellt. Ein Streit eskaliert so sehr, dass beide fast 70 Jahre nicht mehr miteinander sprechen.
Das Buch spielt in 2 Zeiten - in der Nachkriegszeit und in der Gegenwart. Die jeweilige Zeit ist als Kapitelüberschrift notiert und hilft somit dabei, sich beim Lesen gut zurecht zu finden. Der Schreibstil ist super. Jeweils unterschiedliche Hauptrollen erzählen eher aus ihrer Sicht (jedoch nicht in der Ich-Form). Es wird nicht explizit erwähnt, wer gerade im Vordergrund steht, doch erkennt man es durch die klare Charakterisierung der einzelnen Personen sofort. Man kann die Gutmütigkeit und Ruhe des Pfarrers Jacob oder den Eifer und das Temperament von Marie direkt spüren. Auch die Recherche ist gut gelungen. Es ist absolut deutlich geworden, dass es um ein gediegenes, verschlafenes aber alles in allem zufriedenes Dorf geht, das kaum Hektik kennt. Auch die Verknüpfung der verschiedenen Generationen ist typisch fürs Landleben. Ich bin in so einem Dorf gross geworden und weiss, wer meinem Opa beim Pflanzen des alten Kirschbaum geholfen hat - und sich dafür jedes Jahr an der Ernte beteiligen durfte, mit wem meine Mutter zur Schule gegangen oder wer schon mit meiner Grossmutter im Sandkasten gespielt hat. Die Leute werden einem einfach so beschrieben. Ich habe mich beim Lesen sofort in unserem Dorf wiedergefunden und habe es trotz recht kitschigem Happy End bis zur letzten Seite genossen.