Bea und Sonia, Freundinnen seit der Kindheit, haben sich aufgrund der örtlichen Distanz aus den Augen verloren. Sie pflegen dennoch einen losen Kontakt und beschliessen einen gemeinsamen Urlaub auf einer spanischen Insel zu verbringen. Hier beginnt die Geschichte.
Die Beiden verbringen die Ferien zusammen und irgendwie auch nicht. Gehen eigene Wege. Sonia lernt einen 17-jährigen Franzosen kennen und verliebt sich in ihn. Durch ihn wird sie mutiger, selbständiger und grenzt sich mehr von Bea ab, die sich auf eine übergriffige aber lieb gemeinte Art um Sonia kümmert. Aus meiner Sicht handelt es sich um Grenzen ziehen in Freundschaften und wie man aus festgefahrenen Rollenmustern ausbricht. Aber auch den eigen Weg findet und geht.
Erzählt wird aus Sonias Perspektive in der Ich-Form, trotzdem bleibt sie irgendwie unnahbar. Manchmal hat sie mich mit ihrer hilflosen Art genervt und auch die teilweise angedeuteten Vorwürfe, die ich zwischen den Zeilen gegenüber Bea las, erstaunten mich. Ich verstand Sonias Probleme nicht, weshalb konnte sie sich nicht durchsetzen? Bea als Gegenstück fand ich weitaus sympathischer, immer mal wieder fragte ich mich beim Lesen, weshalb sie überhaupt mit Sonia (die ich eher langweilig finde) eine Freundschaft einging.
Die Sprache ist äusserst bildhaft mit einer gewissen Frische. Leicht zu lesen mit kreativen Einschüben wie Beobachtungslisten. Kurzaufnahmen aus der Vergangenheit wurden eingestreut, ohne zu verwirren. Dialoge kommen mehr oder weniger nicht vor. Aufbau und Tonalität gefielen mir enorm und verführten mich weiter zu lesen.
Schade nur das mir die Protagonistin teilweise wirklich unsympathisch war. Auch lies mich das Buch mit einigen offenen Fragen zurück. Weshalb war Sonja traurig? Starb ihr Sohn? Hat sie sich von ihrem Mann getrennt? Die Andeutungen wurden im Buch nicht aufgelöst – liessen mich mit einer gewissen Leere zurück. Zudem wurden Konflikte immer wieder angesteuert, aber nie kam es zu einem wirklichen Ausbruch, eher ein unterschwelliges Buch.
Aus meiner Sicht der grösste Minuspunkt ist die französische Familie, alle total überzeichnet lieb und verständnisvoll. Die Figuren weisen keinerlei Schattenseiten auf. Sehen gut aus, gebildet, haben viel Geld und sind zuckersüss sympathisch – Direktimport aus der Social Media Ecke, hat mich enorm gelangweilt und ich fing an die Seiten zu überfliegen. Schade. Die Thematik und der Schreibstil hätten so viel Potential.