Zweifelsohne das komplexeste Werk von Hermann Lenz, dem grossen und vollkommenen Autor. Die Zeitebenen gehen total durcheinander, man kann den Eindruck erhalten, dass es darum geht, Zeit als eine von Menschen erfundene Kategorie darzustellen.
Der Roman besteht aus drei miteinander verbundenen Erzählungen, die alle in Drommersheim spielen. “Spiegelhütte” ist eine Kneipe, in der ein aus der Haft entlassener Mann einer Frau begegnet, sieh führt ihn durch Dommersheim und er begegnet sowohl sich selbst als Kind als auch seinem längst verstorbenen Vater - so viel zu den Zeitebenen.
Die Zeit ist relativ, die Handlung ist absolut nicht in Worte zu fassen. Lenz war der Meinung, dass es keine objektive Wahrheit gibt - jeder Versuch einer objektiven Darstellung ist immer subjektiv. Dieser Roman ist insofern also der Gegenentwurf zu vielen seiner autobiographischen Romanen - denen die Subjektivität stets vorgeworfen wurde. Hier führt er - auf sprachlich grandiosem Niveau - vor Augen, dass Objektivität lediglich in unserer Vorstellung existiert. Sehr, sehr lesenswert.