Im Vergleich zum ersten Roman des Quartetts hat mir dieser etwas weniger gut gefallen, aber er war immer noch angenehm zu lesen, wenn auch, von den Themen her, schwieriger zu verdauen. Auch hier kann ich nicht genau sagen, was mich so sehr an Ferrantes Schreibstil reizt. Meiner Meinung nach war der zweite Band schwerer und verzweifelter in der Erzählung, weil die Leben der beiden Freundinnen in sehr unterschiedliche Richtungen auseinander gehen und ich als Leser das Gefühl habe, dass ich aus dem Strudel der Negativität, der sich vor allem in Lilas Leben abspielt, nicht herauskomme. Die Brutalität, die sie in ihrer Ehe durchmachen muss, die neu entdeckte, aber unmöglich zu verfolgende Liebe zu Nino und die schreckliche Wahrheit, die sie an Rione bindet. Während Lila dieses traurige Kapitel ihres Lebens durchlebt, wird Lenu zu einem aufsteigenden Stern in akademischen und literarischen Kreisen. Doch die Vergangenheit und die Freundschaft, die sie mit Lila verbindet, lässt sie erkennen, wie sehr ihre Freundin ein Teil von ihr geworden ist und somit der Rione stets ein Teil von ihr sein wird. Der zweite Band erzählt trotz allem wichtige Aspekte des Erwachsenwerdens der beiden Charaktere und ist sicherlich relevant für den weiteren Verlauf der Saga. Ich bin gespannt, wie es weitergeht und ob es irgendwann eine Wendung des Schicksals gibt.