Nun der letzte Teil liess mich zunächst doch (s.o.) mehrfach die Stirne runzeln.
Da ist zunächst das Verhör mit den beiden Beamten - irgendwie surreal - oder dann sind es tatsächlich zwei ‘ausgekochte Macho-Bullen’ mit einer Vorliebe für Machtspielchen… Zudem die Krankenschwester, die die Aussagen eines Patienten in Todesgefahr, dass er ‘Eheprobleme hat’ als quasi hieb und stichfestes Geständnis gleich weiter telefoniert… mehr als fragwürdig. - Gaynor ist wieder mal zur rechten Zeit zur Stelle - und lässt sich einspannen, obwohl sie von Caroline gar nicht eingeweiht wurde… und als dann Caroline tatsächlich doch noch frei kommt, überlegt sich letztere, wie sie sich am besten vor Gaynor rechtfertigt, indem sie manches verschweigt… zum Glück überlegt sie es sich besser!
James scheint wirklich in einer pubertären Trotzphase festzustecken, dass er tatsächlich glaubt, mit einem Selbstmordversuch, den er auch noch gekonnt als Druckmittel seiner Frau in die Schuhe schieben kann, seine ‘Liebe’ zu retten! - Dass ist also so was von unreif und widerlich! - Denn was ist das für eine ‘Liebe’, die den andern nur gängeln und sich selbst durch den Andern verwirklichen will!? - Ich bin echt froh, dass Caroline die Reissleine zieht - und auch, dass sie ihrem Cambridge-Traum endlich folgt - das ist für mich dann doch noch ein ‘versöhnendes/versöhnliches’ Highlight der sonst für mich mühsamen Gegenwartskapitel!
usum56 Die Überlegung mit der ‘Bewahrung der Namen’ ist für mich auch etwas absonderlich, denn wie Du selbst feststellst, ist das Dokument ja geheim - und bei Auffinden, würden die Frauen wohl schon bald mal einen Strick um den Hals haben… Es macht eher Sinn im Blick auf 2 Jahrhunderte später, wenn die Notizen gefunden werden - und man sich bewusst würde, wie viele Frauen (hauptsächlich) sich ihrer Haut ‘nur’ durch Selbstjustiz/Lynchmord erwehren konnten. - Dass aber Nella darauf zielte, ist eher unwahrscheinlich.
Etwas speziell dann die Flucht von Nella und Eliza - woher wussten die drei Gendarmen so plötzlich, wo die Apotheke ist? Dumm, dass die beiden Frauen denen dann gleich noch in die Hände laufen!
Mir fehlte letztendlich ein ‘retrospektives’ Kapitelchen zu Eliza. Zuvor war ja oftmals ein und dasselbe Ereignis aus dem Blickwinkel Nella und jenem von Eliza erzählt worden - warum nicht jenes mit dem Sprung von der Brücke? Oder ebenso ‘die Erscheinung’ am Fenster des Hauses Amwell: war das nun eine ‘Fatamorgana’, irgend ein Hirngespinst - oder war es wirklich Eliza, die nach ihrem Auftauchen dort zunächst untertauchte…?
So gut ich den Schluss von Caroline fand, so dürftig finde ich jenen von Nella/Eliza - im Buch selber war’s allerdings genau umgekehrt: in den beiden Frauenfiguren lag mehr Erzählkraft!