High Fantasy in ihrem ganzen Ausmass: durchdacht, verworren und stellenweise kompliziert. Starke Charaktere mit einer unüblichen Vielfalt an Frauenfiguren und einer Geschichte so undurchschaubar wie die wahren Absichten ihrer Protagonist:innen.
Samantha Shannon hat geschafft, was andere noch gar nicht begreifen: Frauenfiguren nicht nur vereinzelt, sondern überall in der Geschichte zu verteilen. Denn genug Frauen kann es nicht geben. Und während andere Autor:innen Sexismus und Homophobie als so unumstösslich wie die Schwerkraft ansehen, hat Shannon beidem ihre Tragweite genommen und sie auf ihre Bedeutungslosigkeit reduziert. Wir sprechen hier von Fantasy, nicht von einem historischen Roman. Die Charaktere, egal welchen Geschlechts, sind vortrefflich geschrieben und alle auf ihre eigene Art und Weise interessant. Obwohl die Geschichte mit dem klassischen Motiv des grossen Bösen arbeitet, bleibt sie überraschend und unvorhersehbar. Ein gewaltiger Auftakt, der gute High Fantasy in all ihrem Glanz erstrahlen lässt.
Wie es sich bei High Fantasy gehört, gibt es auch hier viele Namen, zahlreiche Orte und jede Menge Posten, bekleidet von verschiedenen Charakteren. Das kann verwirrend sein. Lässt man sich aber darauf ein, wird schnell klar, was wichtig ist.
Ich bin sehr positiv überrascht und kann dieses Buch wärmstens allen Fantasy-Fans empfehlen.