Zum zweiten Mal gelesen, dieses Mal in Originalsprache. Ein Austen-Roman, der oft unterschätzt oder gar ganz vergessen wird – absolut zu unrecht. Geschrieben mit unerbittlichem Scharfsinn, Witz und einer Schlagfertigkeit, die man, wäre Jane Austen nicht so unglaublich elegant, fast frech nennen könnte. Anne Elliot – besonnen, intelligent und pragmatisch – ist eine Heldin, die wenig sagt, sich viel dazu denkt und der nichts entgeht.
Die Geschichte dreht sich um das vielen gut bekannte Phänomen, einer Person wiederzubegegnen, die einem früher teuer war, heute aber entfremdet ist. Ich bin immer wieder beeindruckt, wie gut es Austen gelingt, solch alltägliche Situationen so greif- und nachvollziehbar zu beschreiben. Selbstverständlich sind nicht nur Geschichte und Schreibstil vortrefflich, neben Anne finden sich in diesem Buch nämlich gleich mehrere tolle Frauenfiguren: Mrs. Croft, Mrs. Smith, ja sogar Mrs. Clay. Aber auch Captain Wentworth glänzt dank der Verzweiflung, die die Liebe so mit sich bringt. Besonders gut gefällt mir, dass Anne nicht wie so viele andere Frauenfiguren von falscher Bescheidenheit verkrüppelt wird. Obschon verunsichert, wegen dem unangenehmen Wiedersehen mit Captain Wentworth, ist sie gegenüber ihrer Wirkung auf ihn nicht blind. Sie kennt ihren Wert und vertraut ihrer Wahrnehmung.
Keine Kritik, nur Lob.
Ein absolutes Muss, vor allem für diejenigen, die Stolz und Vorurteil gemocht haben.