Ein langes Jahr ist seit den letzten Ereignissen vergangen. Zwölf Monate, in welchen es keinen Tag gab, an dem Elizabeth nicht voller Sehnsucht an ihre neuen Freunde Freddy, die Bibliothekarin Leona mit dem sprechenden Papagei, alle die freundlichen Angestellten des Hotels «Winterhaus» und ganz besonders an den Hotelbesitzer Norbridge Falls gedacht hat. Er ist nämlich ihr Grossvater, wie sie kurz vor ihrer damaligen Abreise herausgefunden hat! Norbridge will alles dafür tun, dass seine Enkelin in Zukunft ganz bei ihm wohnen darf, doch da gibt es noch einige Hürden zu überwinden. Aber die Weihnachtsferien in «Winterhaus» sind Elizabeth auf jeden Fall sicher. Wie schon im ersten Band hat sie bereits auf der Fahrt dorthin eine unerfreuliche Begegnung mit einer Familie, die sich dann ebenfalls als Gäste des Hotels entpuppen. Die grosse Wiedersehensfreude mit Freddy ist dann allerdings nicht ganz ungetrübt, denn ihr bester Freund hat offensichtlich nur noch Augen für die hübsche Elena, die mit ihrer schlecht gelaunten und sehr zwielichtigen Grossmutter ebenfalls ein Zimmer im Hotel bewohnt. Elizabeth ist nicht nur eifersüchtig, sondern sich sicher, dass mit der alten Dame etwas nicht stimmt. Ihr siebter Sinn ist geweckt. Und die Versuchung, ihre magischen Fähigkeiten weiter auszubauen und sich dabei auch auf dunklere Pfade zu begeben, wird immer grösser. Elizabeth spürt, dass wieder etwas Bedrohliches im Gange ist. Sollte Norbridges Schwester Gracella vielleicht doch noch am Leben sein? Immer wieder taucht auch der Name Damien Crowley auf. Wer war dieser Schriftsteller, dessen Bücher nicht nur Elizabeth, sondern auch andere Hotelbewohner faszinieren? Und warum ist eines seiner Bücher angeblich verschollen? Nach einem Streit mit Freddy ermittelt Elizabeth auf eigene Faust weiter und begibt sich dabei in grosse Gefahr…
Meine Meinung:
Der zweite Band der Winterhausreihe steht dem ersten an Spannung in nichts nach. Wieder begegnet uns die von der Aussenwelt abgeschlossene Hotelatmosphäre mit ihren liebenswerten Bewohnern und faszinierenden Attraktionen. Und so hat man das Gefühl, selber an diesen wunderschönen Ort zurückzukehren und sich erneut mit den Puzzlefreunden oder dem unheimlichen Buchhändler im Dorf unterhalten zu können.
Wieder geht es um Rätsel und Codes. Welches Geheimnis und welche Antworten verbirgt das grosse Siegel im Boden des Hotels? Bei der Lösungssuche spielen Bücher die gewohnte entscheidende Rolle. Als Bibliotheksassistentin hat Elizabeth dieses Mal sogar die Gelegenheit, noch viel tiefer in die Geheimnisse der Hotelbücherei einzutauchen. Und ungestört nach Hinweisen auf Geheimgänge zu suchen. Dabei bemerkt sie nicht, dass Bücher auch gefährlich sein können.
Dieses Buch von Ben Guterson ist ein wenig düsterer und die Auflösung am Ende noch eine Spur gruseliger als im ersten Band. Doch für junge Leser ist es (fast immer) ziemlich eindeutig, wer auf die gute und auf die böse Seite gehört. Gut gefallen hat mir, dass auch Konflikte und unterschiedliche Auffassungen zwischen Freddy und Elizabeth thematisiert werden. Beide entwickeln sich zunehmend zu eigenständigeren Charakteren als noch im ersten Band. Und wieder geht es auch um die Frage nach Verantwortung und Rücksichtnahme anderen und deren Wünschen gegenüber.
Auch diesen Band hat Chloe Bristol wunderbar im Innern illustriert. Alexandra Ernst hat die Übersetzung besorgt, und April Ward die originelle Umschlaggestaltung übernommen.
«Die Geheimnisse von Winterhaus» ist eine gelungene Fortsetzung mit einem leichten Gruselfaktor, die allen Bücher- und Rätselbegeisterten bestimmt viel Freude und spannende Lesestunden bereiten wird.