In diesem Bändchen reflektiert Margot Kässmann über die Lebensmitte - und das nicht etwa wohlmeinend-aufmunternd aus Distanz - mit Durchhalteparolen und Schönfärberei - sondern als eine Frau, die selber in der Mitte des Lebens starke Turbulenzen erlebt hat - und genau das macht den Inhalt glaubwürdig und ‘belastbar’:
Zum einen ist das Verwaisen, das alle Mütter (und Väter) erleben, wenn die Kinder ‘ausfliegen’, dazu kam bei ihr die Krebserkrankung mit 48 - und danach die Scheidung von ihrem Mann, mit dem sie immerhin 26 Jahre verheiratet war und 4 Töchter gross zog… Dass dies bei einer öffentlichen Person, zudem noch in kirchlichem Umfeld - und gar ‘an der Spitze’ - einen Shitstorm auslöst, mag (leider) nicht verwundern…
Dabei findet sie Halt im Glauben, keine (vor)schnellen Antworten, dafür Zuversicht und Mut, vorwärts zu blicken. Dass dies keine (billige) Frömmelei ist, merkt man spätestens, als sie davon schreibt, wie sie zu ihrer Freundin sagte, ihr erster Gedanke nach der Diagnose war ’Houston, wir haben ein Problem - und nicht ‘Der Herr ist mein Hirte!’
Sie macht darauf aufmerksam, dass in der Mitte des Lebens, wo man zunehmend an Grenzen stösst auch und gerade die Frage nach dem Sinn existenziell wichtig wird. Sinn aber ist etwas anderes als ein Zweck, den ich mit Sachen erreichen kann (M.K. S. 133). - Dass in ihrem Lebensentwurf dieser Sinn von Gott zugesprochen ist, egal wie es läuft und gelaufen ist, gibt jene Zuversicht, mit der man ‘getrost’ altern kann. Ja, Wer nach Sinn sucht, fragt nach erfülltem Leben.
Es ist also nicht ein blosser Ratgeber, wie man fit, schön und jung alt wird, sondern ein realistischer Blick auf den letzten Abschnitt - ein Realismus, der das Schöne zu sehen - und zu pflücken weiss!