Ein gebildeter Glaube, wie ihn Margot Kässmann vertritt, ist weder Narkotikum noch Opium, er hält Zweifel und Verzagtheit stand, vermag darin zu wachsen, zu reifen und zu tragen.
Man spürt ein ‘feu sacré’, ein inneres Engagement dieser überzeugten und überzeugenden Frau, wenn man ihre Texte zum Glauben und dem, was sie als ‘Handgepäck’ auf dem Glaubensweg bezeichnet, liest. Letzteres sind für sie Texte, die einem Halt und Nahrung sein können in schwieriger Zeit, dann wenn man gegen alle Not, Sorge und Unbill des Lebens ‘anglaubt’, wie sie es treffend bezeichnet.
Sie erläutert das Credo in seinen Aussagen und macht es so vom ‘Dogmen-Wissen’ zum alltagstauglichen Input. Sie führt in eine Bibelarbeit ein, die auf diese Weise zeigt, wie wir HEUTE die alten Texte zum Sprechen bringen können. Gleiches gelingt ihr mit den 10 Geboten, die für manch eine:r altertümelnd und überholt sind (nicht begehren, z.B.).
Margot Kässman erweist sich hier als fundierte und gekonnte Übersetzerin - die eigene Glaubensnöte und -zweifel nicht ausblendet und sie zur Sprache bringt, die Zweifel anderer ebenso ernst nimmt wie Menschen anderen Glaubens oder jene, die ohne Gott auskommen.
Eine anregende Lektüre, die in mir den Wunsch weckte und vertiefte, mehr Orte und Begegnungen für Glaubensgespräche und -austausch zu suchen (…und hoffentlich auch zu finden…)