Ich weiss ehrlichgesagt, nicht, warum ich mir dieses Buch gekauft habe. Schach interessiert mich nicht im geringsten, dennoch hat mich der Klappentext sehr angesprochen. Später hab ich erfahren, dass es eine Netflix-Serie dazu gibt und das hat mich erst recht ermutigt, Beth kennenzulernen.
Als Beth’s Eltern auf Grund eines Unfalls ums Leben kamen, wurde sie mit acht Jahren ins Waisenhaus in Methuen gebracht. In der Schule ist sie die Klassenbeste, fühlt sich eher gelangweilt, verstand das Zwischenmenschliche jedoch kaum. Die Kinder bekommen täglich ihre Vitamine, aber auch Beruhigungspillen. Bald kann Beth nicht mehr ohne sie und beginnt diese zu sammeln. Per Zufall trifft sie auf den Hausmeister, der im Keller Schach spielt und innert kürzester Zeit erlernte sie das Spiel schlug ihn immerzu. Als dies rauskam, verbot man ihr Schach zu spielen. Bis sie schliesslich adoptiert wurde und von einem Turnier zum nächsten geht und jeden einzelnen gewinnt. Schon bald spielt sie auch ins Ausland und sogar mit dem Weltmeister
Ich hätte nicht gedacht, wie sehr mich diese Geschichte mitreissen würde. Von Schach verstehe ich absolut nicht und die Regeln sind mir auch fremd. Dennoch war es spannend, Beth zu begleiten und ihre Gedanken mitzuverfolgen. Der Autor erzählt die Geschichte zwar strukturiert, aber verständlich. Auch wenn ich kein Wissen über Schach verfüge, konnte mich die Geschichte dennoch mitreissen. Beth ist ein sehr aussergewöhnlicher Charakter. Man merkt schnell, dass sie eher eine distanzierte Persönlichkeit ist, aber sehr gebildet. Sie konnte mit den Menschen nicht all zu gut umgehen, dennoch liess sie sich auf die ein oder andere Erfahrungen ein. Für mich war das nachvollziehbar, immerhin wuchs sie nicht gerade in einer liebevollen Umgebung auf. Ihre beste Freundin im Waisenhaus mochte ich zwar auch, aber sie war mir viel zu energisch. Passte später, als man sie gegen Ende wieder traf. Die ganzen Nebencharaktere war zwar eher oberflächlich beschrieben, dennoch gefielen sie mir. Insbesondere deren Beziehung zu Beth. Ihre Gedanken fand ich am spannendsten. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass sie selber gar nicht wusste, was sie eigentlich fühlen, oder wie sie reagieren soll. Sie hielt sich optisch zumindest nichts besonderes, aber intellektuell war sie ziemlich selbstsicher. Dass sie Tablettensüchtig wurde und später auch mit Alkohol zu kämpfen hatte, war für mich einerseits nichts verwunderliches, aber dennoch nicht fehl am Platz. Schlussendlich kämpfte sie gegen sich selbst und das finde ich bewundernswert.
Ein tolles Buch, welches sich zwar hauptsächlich um das Schach dreht, aber auch um ein begabtes Mädchen, das mit sich selber zu kämpfen hat. Schachwissen ist kein Muss. Der Schreibstil ist sehr locker und interessant geschrieben, so dass ich das Buch innert kurzer Zeit weginhaliert habe. Strategisch, aber auch tiefgründig. Für jeden lesenswert, der sich für solche Geschichten interessiert.