Porsche, McLaren, Corvette, Trabi - Caspar nennt sie zum Spass so. Aber Maserati heisst wirklich Maserati. Sie arbeitet in der Gaststätte ihrer Oma in einem kleinen Kaff irgendwo östlich von Berlin. Die Mutter ist weg - Lenchen - und taucht nur manchmal in der Erinnerung der Oma auf, was Maserati tunlichst zu vermeiden versucht. Es gibt einen guten Grund dafür. Deswegen gibt es kein TV, kein Radio, kein Handy. Maserati geht nicht mehr auf die Schule, sie hat einen Fulltime-Job in der Gaststätte, weil die Oma ein bisschen verschoben ist im Kopf. Der Lehrer kommt vorbei und will Maserati dazu bewegen, das Abitur zu machen, aber wie das gehen soll, ist ihr nicht klar.
Eines Tages wird es lärmig, die verfallene Villa am Ende der Strasse wird renoviert. Eingezogen sind Annabell, Caspar und Theo. Die beiden Brüder sind ein bisschen seltsam, und bingen Maseratis Gefühle ganz schön durcheinander. Vor allem, weil Theo nur die eine Schallplatte hört, auf deren Cover Maserati zu sehen ist. Halt - nein - es ist ihre Mutter - stadtbekannte Party-Magda, schon längst aus Maseratis Leben verschwunden, aber halt nicht ganz. Die eine Songzeile lässt Theo nicht mehr los. Er braucht sie, um ein Ereignis in seinem Leben zu verarbeiten, über das er nicht hinwegkommt. Der Sommer am See zeigt die Risse auf, die alle in sich tragen, die aber niemand herzeigen will. Alle sind hier in diesem kleinen Nest, um Ruhe zu finden. Aber sich selbst können sie nicht in Ruhe lassen, Gedanken können auch nicht so einfach vom Radio und nächtelanger Putzaktionen übertüncht werden.
Alina Bronsky besticht durch eine klare, einfache Sprache, aber messerscharf geschliffene Dialoge. Sie mischt im richtigen Verhältnis Zurückhaltung und Offenheit, sagt kein Wort zu viel. Ein kurzer Roman, der einen sofort an diesen Ort versetzt, und gekonnt erspüren lässt, wie die Hauptfiguren versuchen, ihrer eigenen Wesensart gerecht zu werden.