Sag niemals nie! Sanne Stoll hat sich einst geschworen, niemals zurück in ihr Heimatdorf im Schwarzwald zurückzukehren – dem Ort ihres persönlichen Martyriums. Doch nach neun Jahren kommt sie trotzdem zurück, da ihre Grossmutter verstorben ist. Kurz vor ihrer Ankunft läuft ihr eine Frau vors Auto – kurz darauf wird ihre Leiche gefunden und Sanne gerät unter Mordverdacht. Sie hat keine guten Erfahrungen mit der Polizei gemacht und will ihre Unschuld auf eigene Faust beweisen…
Erster Eindruck: Ein in der Farbwahl gelungenes Cover mit dem Foto einer Baumrinde. Der Buchtitel bzw. die Wortspielerei gefallen mir.
Nach dem Prolog im August 2010 gibt es einen Zeitsprung zum November 2019.
Bereits nach den ersten paar Seiten hatte ich Gefühle von Empörung, Angeekelt sein, Bedrückung… Sannes Jugend (und wahrscheinlich auch Kindheit) muss schlimm gewesen sein. Wie können Eltern so grausam sein: der Vater, der eigentliche Täter des Missbrauchs, aber auch die Mutter, die seine Taten nicht stoppt? Und das Umfeld merkt nichts? Auch nicht von den Misshandlungen, die Sannes Bruder Matthias angetan wurden? Sanne ging weg und wurde trotz Vermisstenmeldung nicht gefunden. Ich war überrascht, dass sie zur Beerdigung ihrer Oma zurückgekommen ist, und sich all den Konfrontationen mit der Familie und dem Dorf aussetzt. Warum ist Matthias noch im Ort geblieben? Hat sich sein Verhältnis zum Vater wirklich gebessert? Immer mehr Fragen tauchten bei mir auf. Und wer war die Frau, die Sanne vors Auto gelaufen ist?
Kriminalhauptkommissarin Petra Wolf macht einen kompetenten Eindruck (im Gegensatz zu Dorfpolizist Jochen Trautwein). Ihre persönliche familiäre Situation ist traurig und in ihrer Funktion als Kriminalhauptkommissarin sicher nicht einfach, da sie sich täglich mit Mord und Totschlag befassen muss.
Der Krimi ist ausgelesen – er war spannend, auch wenn Sanne aus meiner Sicht oft sehr unlogisch handelte und einige Dinge nicht glaubwürdig waren. Mein Verdacht hat sich leider bewahrheitet. Für mich war manchmal auch nicht ganz offensichtlich, wer nun eigentlich die Hauptfigur dieses Buches sein soll: Sanne Stoll, Jochen Trautwein oder doch Petra Wolf. Nun denn, falls dies der erste Band einer Reihe gewesen sein soll, sage ich nur: Auftakt gelungen; bei der Fortsetzung mit Petra Wolf wäre ich wieder dabei, denn da gäbe es noch einiges zu erfahren in punkto Linda.