Dieses Buch entwickelt sich entlang des ‘kleinen’ (apostolischen) Glaubensbekenntnisses. Es ist in Form eines Interviews mit Papst Franziskus gehalten, das von Marco Pozza geführt wird. Zwischen den einzelnen Abschnitten des Credo werden frühere Predigten und Ansprachen des Papstes abgedruckt, die das voran gehende Thema vertiefen und ausführen.
Der Untertitel ‘wichtige Lebensfragen neu interpretiert’ trifft zu. Die Sicht und der Glaube des Papstes beeindrucken in ihrer Frische, Aktualität und kindlichen Unbekümmertheit! Obwohl da ein hochgebildeter Theologe spricht, versteigt er sich nicht in Theorien und Dogmen. Marco Pozza und der Papst begegnen sich auf Augenhöhe: Pozza stellt nicht einfach bloss Fragen, er beschreibt seine Erfahrungen, seine An-sichten und auch seine Schwierigkeiten - und der Papst hakt genau hier ein, er nimmt den Faden auf, spinnt ihn weiter. Dass er ein guter Zuhörer ist, merkt man auch daran, dass er im Laufe des Gespräches Pozza immer wieder erinnert ‘denk an Deine Oma, Du hast mir doch erzählt, dass…’.
Ohne sich anzubiedern und ‘auf modern’ zu machen, braucht Papst Franziskus Bilder auch aus der technischen Welt, gerade wenn er mit jungen Menschen redet, versucht er sich in ihre Lebenswelt und Sprache einzufühlen.
Eines seiner Bilder lautet: Gottes Gedächtnis ist keine ‘Festplatte’, die nur Daten aufzeichnet, sein Gedächtnis ist ein mitfühlendes Herz, das sich freut, wenn es alle Spuren des Bösen löschen kann.
Die ‘neue’ Interpretation finde ich vor allem in seinem grossen Glauben an und Vertrauen auf die Barmherzigkeit. Wenn er z.B. auf Pozzas Frage nach dem jüngsten Gericht antwortet: das jüngste Gericht ist eine Umarmung Gottes.
Dass man sich diesem Papst ohne Scheu nähren kann und nicht mit Bedacht ‘korrekt-gläubig’ sein muss und auch Zweifel Platz haben, zeigte die Anmerkung Pozzas betreff ‘Auferstehung der Toten’, dass für ihn (vom Land) es schwierig sei an die Auferstehung der Toten zu glauben, so ‘jenseitig’, ihm falle es leichter, an die Auferstehung der Lebendigen zu glauben. Als Beispiel bringt er die Paralympics, wo ihn der Effort dieser versehrten Menschen berührt. Auch an solche Gedanken kann der Papst anknüpfen, von eigenen Zweifeln und Unsicherheiten sprechen, von offenen Fragen…
Mich hat die Lektüre sehr berührt - und auch ich habe mir die eine oder andere ‘neue’ Interpratation zu Herzen genommen. - Dass ‘kindlicher’ Glaube gereifter Glaube ist und keineswegs in ‘Kinderschuhen’ steckt, dass er vereinbar ist mit intellektueller Grösse, haben mir die Gedanken des Papstes gezeigt. Gerade seine Gedanken über die Barmherzigkeit haben mich sehr bewegt - und ich habe das Gefühl, wenn ihm nicht die Hände gebunden wären… würde nicht nur das ‘Credo’ sondern auch die ‘Kirche’ neu interpretiert und gelebt werden!