Vanessa hat es geschafft, dank der Filmseqzenzen, die sie täglich mit ihren bezaubernden Kindern Kimmy und Sammy dreht, folgen ihr auf YouTube so viele Fans, dass sie davon gut leben kann. Ja, ein richtiges Familienunternehmen ist daraus entstanden. Vanessa hatte immer das Ziel, reich und berühmt zu werden, wurde für eine Art “Big Brother” gecastet. Jetzt verhelfen ihr Social Media- und YouTube zu einer gewissen permanent messbaren Prominenz. Sie organisiert Filme, Challenges uns Events mit den Kids, gemeinsam leben sie das Ideal einer perfekten Familie. Doch dann passt sie einen Moment nicht auf, und Kimmy ist verschwunden. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, mittendrin Clara, die im Ermittlerteam die Schnittstelle zwischen Forensik und Ermittlungsteam darstellt. Die aus einem linken und sehr medienkritischen Hause stammenden Clara ahnt sehr schnell, was die Kinder von Vanessa leisten müssen oder nach Vanessas Wahrnehmung “gerne machen”. Wir folgen wir Claras Rundgang durch die über und über mit Spielsachen vollgestopften Kinderzimmer. Bis das Kind samt “Entführerin” wieder auftaucht. Vanessa pausiert kurz, bevor die Kinder wieder in Szene gesetzt werden. Das Geschäft brummt bald wieder. Doch was passiert mit den Kindern? Die ideale Familie bekommt immer mehr Risse. Delphine de Vigan packt ihre Kritik am Zuschaustellen und Ausbeuten von Kindern für Social Media nicht in Watte. Pointiert zelebriert sie eine extreme Geschichte, prangert die unheilvolle Allianz zwischen Social Media und Product Placement an und stellt wichtige Fragen. Trotzdem liest sich das Buch flüssig und unterhaltend. Dieser Roman ist sehr zeitgeistig, schade, dass er es aber dann verpasst, die wichtigste Frage zu stellen. Sollten wir als Konsumenten und Konsumenten nicht empört ausschalten, wo uns Kinder als Vermittler perfekter Leben vorgeführt werden?