Ein Buch, das mich nach dem Zuklappen nicht mehr los lässt, das nachdenklich stimmt und vieles neu/anders sehen lässt:
da stehen Raynor und Moth Wynn unverschuldet und unvermittelt auf der Strasse, wegen eines verlorenen Prozesses - ‘Formfehler’ - an sich hätten sie den nötigen Beweis in letzter Minute gehabt…, und werden enteignet, verlieren ihre Farm und damit auch die Arbeit und das Einkommen - als wär’s nicht genug, erhält Moth in der Zeit der Räumung ihres ehemaligen Zuhauses die Diagnose CBD.
Regelrecht ausgespuckt aus dem bisherigen Leben müssen sie sich (beide in den Fünfzigern), ohne Dach überm Kopf und ohne Arbeit neu erfinden, ihr Leben neu aufgleisen!
Zunächst finden sie da und dort Unterschlupf - dann nehmen sie den ‘South-West-Coast-Path’ als Backpacker unter die Füsse. Den ganzen Sommer über sind sie mehr denn 600 Kilometer unterwegs, jeglichem Wetter und allen Unbilden ausgesetzt. Als der nass-kühle Herbst einsetzt und Moth Krankheit nach der Besserung trotz Strapazen wieder schlechter wird, brechen sie die Tour ab. Ein Schuppen wird über den Winter zur vorübergehenden Bleibe. Während er renoviert und ausbessert, arbeitet sie bei der Schafschur mit - und sie schmieden Zukunftspläne ins Ungewisse hinein. Als auch der Schuppen sich als Provisorium erweist, packen sie erneut ihre wenigen Habseligkeiten und beschliessen, die verbliebenen ~400 Kilometer des Pfades nachzuholen….
Das Buch ist nicht einfach ein ‘Erlebnisbericht’ zweier Abenteurer. Neben den Beschreibungen ihres Unterwegsseins und ihrer Erlebnisse erhält man ebenso viel interessante Details zum Weg, zur Geologie, zur Geschichte, zu… Am berührendsten und packendsten sind jedoch die vielen persönlichen Reflexionen zum Leben, zur Krankheit, zum Unterwegssein - die unterschiedlichsten Episoden der Solidarität mit andern Obdachlosen oder Backpackern. Es hat manch Amüsantes - aber auch manches, das einen einfach nur wütend macht!
Ausgespuckt aus dem Leben - sind sie neu im Leben angekommen - letztendlich hat der Weg sie noch mehr zusammen geschweisst und ihnen eine neue, andere Intensität von Leben geschenkt.
Ein wirklich empfehlenswertes Buch! Am Schluss gibt es Fotos - und beim allerletzten, wo sie beide in die Kamera lächeln und drunter steht ‘Sind wir nicht ein prima Team?’ - …da schluckte ich definitv leer……