Mich hat zuerst das Cover sehr angesprochen. Es hat irgendwie einen Vintage-Touch. Ich mag die Hintergrundfarbe, die lila Tasche und die Tulpe. Der Titel klang für mich sehr emotional und der Klappentext tat den Rest. Hab mich voller Vorfreude auf das Buch gestürzt, allerdings scheint einiges verloren gegangen zu sein…
Dot ist glücklich in einem Londoner Fundbüro arbeiten zu dürfen. Denkt sie. Alles muss haargenau aufgelistet und einsortiert werden. Ohne Organisation geht nichts. Denn sonst finden die Menschen ihre wertvollen, verloren gegangen Gegenstände nicht mehr. Eines Tages kommt ein älterer Gentleman ins Fundbüro und fragt scheu nach einer Reisetasche, die seiner Frau gehört hatte. Dot stürzt sich in ihr Element und sucht mit Herzblut nach dieser Reisetasche. Doch während sie nach der Tasche sucht, stolpert sie mehr und mehr auf Hinweise ihres eigenes verlorenes Lebens.
Dot ist eine sehr zurückgezogene Frau, die sich lieber in die Arbeit stürzt, als ihr Leben zu leben. Wir begleiten sie zu Beginn an, wie sie im Fundbüro arbeitet, wie sie die verlorenen Gegenstände notiert und einsortiert. Einige ihrer Mitarbeiter lernen wir auch kennen, jedoch nur flüchtig, weswegen sie eher oberflächlich blieben. So viele Gegenstände gehen verloren und bei manchen fragt man sich “wie geht denn das”? Erst als der ältere Gentleman wegen der Reisetasche im Fundbüro aufgetaucht ist, hat sich in Dot etwas gerührt. Sie will ihm umbedingt diese Tasche zurückgeben. Aber warum war er gerade der Auslöser? Während sie nach seiner Tasche sucht, fängt sie immer wieder über ihr eigenes Leben an nachzudenken. Kleine Erlebnisse aus ihrer Kindheit, die Reaktionen von ihren Eltern, seltsame Kommentare und vor allem, welche Träume Dot eigentlich hatte.
Das Fundbüro gerät mehr und mehr in den Hintergrund. Stattdessen wird Dot’s Leben mehr ins Rampenlicht gebracht und wir erfahren, was sich in ihrem Leben zugetragen hat. Sie hatte so viel vor, doch ihre Kindheit bestand hauptsächlich aus Melancholie. Ihr Vater hat sich das Leben genommen, ihre Mutter lebt nur vor sich hin und ihre Schwester mischt sich überall ein. Im Grunde erfahren wir nichts über die verlorenen Gegenstände, oder den Menschen, die es verloren haben, oder die nach ihren Gegenständen suchen. Es drehte sich hauptsächlich um Dot’s Vergangenheit und wie sie nun damit umzugehen versucht. Die Melancholie trägt sie weiterhin mit sich herum und hat sich selbst verloren.
Es sind Themen, die schwer verdaulich sind. Insbesondere, wenn sie im Kindesalter passieren. Das ganze zieht sich durch das ganze Buch, was ich zwar sehr berührend, ergreifend und traurig fand, aber diese Wendung kam unvorbereitet. Ich denke, gerade weil es schwere Themen sind, sollte man sie im Klappentext erwähnen. ich denke nicht, dass Menschen gerne zu einem Buch greifen, das vor Traurigkeit sprüht, wenn sie selber gerade in einer schlechten mentalen Verfassung sind. Deswegen finde ich, dass der Klappentext etwas irreführend ist.
Ansonsten hat mir die Geschichte an sich ganz gut gefallen. Ich mochte Dot, auch wenn sie sich komplett vom Leben isoliert hat. Ihre Schwester konnte ich nicht einschätzen, aber gegen Ende, als alles ausgesprochen wurde, hatte ich Verständnis für sie. Die Situation mit ihrer Mutter fand ich sehr traurig, sowas ist sicher schwer mit anzusehen. Am besten gefiel mir aber Dr. Chang. Mehr verrate ich aber nicht. Das Ende kam eher abrupt, aber irgendwie auch schön. Es ist Geschmacksache, da muss jeder selber das Buch lesen, um es bewerten zu können.
An sich ein sehr mitfühlendes und berührendes Buch, jedoch sollte man es mit Vorsicht geniessen, wenn man keine Lust auf Melancholie hat.