Das kleine Städtchen Güllen ist in finanzieller Notlage; die Schule hat zu wenig Geld, der Glockenturm kann nicht mehr bewirtschaftet werden, die Häuser fallen langsam in sich zusammen und nicht einmal mehr die Züge halten regelmässig am Güllener Bahnhof an. Das Einzige, was sie noch retten könnte, wäre das Vermögen einer ehemaligen Dorfbewohnerin namens Claire Zachanassian, die als alte Dame nach vielen Jahren wieder zu ihrem Heimatort zurückkehrt. Welche Opfer Güllen jedoch bringen muss, um die Spenden der alten Dame zu erhalten, sorgt für Drama, Chaos und Unruhe im Dorf.
Claire Zachanassian, eigentlich Klara Wäscher, wuchs in Güllen auf und war als junge Frau für ihr Temperament und ihre Schönheit bekannt. Doch als ihr etwas Tragisches widerfuhr, verlässt Klara Güllen, um ihr Leben neu zu starten. Über die Jahre reiste sie um die Welt, heiratete reiche Männer, nur um sich wenige Zeit später wieder von ihnen scheiden zu lassen. Den Schmerz und Kummer, denn sie einst verspürte, machte sie zu einer eiskalten, intelligenten Milliardärin von grosser und vor allem einflussreichen Bedeutung.
Persönlich fand ich den Besuch der Alten Dame sehr unterhaltsam und clever geschrieben. Die Charaktere sind unglaublich exzentrisch und originell. Obwohl jeder einzelne Dorfbewohner in Güllen schlimmer ist als der andre und man definitiv niemanden ins Herz schliessen kann, fiebert man dem ganzen Spektakel irgendwie mit. Themen wie Liebe, Rache, Geld und Moral werden von Dürrenmatt sehr provokativ und grotesk dargestellt und indirekt hinterfragt.