Stine Pilgaard beschreibt in ihrem Roman die Schwierigkeiten einer jungen Familie in einem neuen Umfeld mit einem relativ neuen Kind. Die Ich-Erzählerin trägt ihr Herz auf der Zunge. Sie trifft aber auf einen Menschenschlag der besonderen Art, den eher trockenen, zurückhaltenden und nicht so leicht zugänglichen Westjütländer. In der Schweiz wäre das so, wie die vegane grün-alternative Zürcher Stadtfamilie auf die traditionelle fünfköpfige Entlebucher Bauernfamilie trifft. Zusätzlich wohnt die junge Frau in einer Schule, in der ihr Mann Teenager aufs Leben vorbereitet. Es gibt Schulanlässe, die eine Teilnahme der ganzen Jungfamilie erfordern, ideale Gelegenheit also um in das eine oder andere Fettnäpfchen zu treten. Auch der gemeinsame Gesang wird bei den Dänen im Allgemeinen und den Volkshochschulen im Speziellen gepflegt. Darum sind dem Buch Liedtexte eingefügt, sogar mit Melodievorschlägen. Unsere mitteilungsbedürftige Heldin agiert zusätzlich als gewitzte Kolumnistin innerhalb des Kummerkastens des Lokalblatts und versucht als ängstliche talentlose Fahrschülerin den Führerschein zu ergattern. Etliche Fahrlehrer werfen ob der geschwätzigen und emotionalen Schülerin das Handtuch. Das Buch hat keine spannende Geschichte, vielmehr erzählt es die Tücken des Alltags. Die Vergleiche in der Kita, das Bewältigen der schlaflosen Nächte junger Eltern, deren Auswirkungen auf das Zusammenleben und die Auswüchse der auf Gemeinschaft getrichterten Schule werden mit viel Sinn für Situationskomik geschildert. Und immer wieder beantwortet sie die Briefe aus dem Kummerkasten mit radikalem Pragmatismus. Das Buch feiert alles in allem das Normale, die langsam wachsenden Bande der Freundschaften und Zweckgemeinschaften. Da wird genau so heiter tiefschürfende Alltagsphilosophie betrieben wie entlarvende Situationskomik geschildert. Das liest sich locker, herzerwärmend, man mag diese Erzählerin, der nichts peinlich ist und die so unverblümt entwaffnend ihre neue Umgebung erobert.