Die Beziehung zwischen Franziska Gräfin Fugger von Babenhausen und Maestro Mauro Bergonzoli bildet den Rahmen des veganen Kochbuches. Dazu gehören Ausführungen zur Biografie Mauros, der aus einer armen italienischen Familie stammt und bekannt wurde durch Werbung für italienische Schokokonzerne und sich jetzt ganz der eigenen Kunst widmet. Auch ein Exkurs in die bekannte Familiengeschichte der Fugger folgt, aus der die Autorin stammt. Der eigentliche Anlass zur Ernährungsumstellung der Familie war eine schwere koronare Herzerkrankung von Mauro, der sich durch die vegane Ernährung, aber aus meiner Sicht vielleicht noch zentraler mit Verzicht auf Alkohol und Zigaretten, wieder erholte. Ein bisschen viel Familienpathos für ein Kochbuch!
Das gebundene, fast quadratische Kochbuch wirkt schon auf den ersten Blick edel und besticht durch seine aufwändige grafische Gestaltung von Cover und Inhalt. Auch das Gewicht von rund 1400 g lässt auf einen gewichtigen Inhalt schliessen. Schade, leider ging dem Lektorat der eine oder andere Rechtschreibfehler durch die Lappen.
Im Buch finden sich 77 Rezepte zu den Bereichen Breakfast & Brunch, Soup & Salad, Pasta, Risotto & Co., Sweet & Gelato. Jedes Rezept erhält Raum auf einer Doppelseite – ganzseitiges Foto plus Textseite. Alle Rezepte werden mit einer kurzen thematisch bezogenen Einleitung eingeführt. Dann folgt auf der linken Seite eine Spalte für die Zutaten und daneben wird die Zubereitung verständlich beschrieben. Viele Rezepte sind in der Zubereitung einfach. Für mich als erfahrene Köchin, ohne vegane Kochkenntnisse, sind vor allem die Rezepte für Desserts und Kuchen eine Entdeckung. Von der Rubrik Pasta und Risotto bin ich hingegen etwas enttäuscht, da sich mein Repertoire nur wenig erweiterte. Nicht vegane Zutaten werden in verschiedenen allgemein bekannten Rezepten mit veganen Produkten ersetzt – Rahm mit Kokosmilch, Käse, je nach Rezept mit veganem Frisch- oder Reibkäse, Zucker mit Ahornsirup oder Kokosblütenzucker. Es sind zum Teil Produkte, die nicht in Europa wachsen und daher der Transportaufwand relativ hoch ist. Gut ist hingegen, dass viele Produkte für verschiedene Rezepte verwendet werden können.
Etwas speziell auch, dass bei verschiedenen Rezepten auf spezifische Marken von veganen Produkten verwiesen wird. «Product Placement» finde ich in einem solchen kostspieligen Buch fehl am Platz.
Die Namen der Rezepte sind englisch – ergänzt mit einer deutschen Übersetzung, wenn der Name nicht selbsterklärend ist. Der Begriff «Magic» - himmlisch, perfekt, umwerfend – wird etwas überstrapaziert. Es gibt z.B. Magic Mushrooms, Magic Burger, eine magische Kräuterpizza gekocht von der Magic Contessa, die auch noch magische Tipps zum Start des Buches verrät.
Manche Rezepte sind aufwendig, wenn keine Küchenmaschine und keine Eismaschine vorhanden sind. Bei der fehlenden Eismaschine wird zwar auf die Möglichkeit der Herstellung von Granita hingewiesen, was aber vor allem bei Sommerwetter – weniger im Winter – geschätzt wird.
Am Ende des Buches folgt auf rund 35 Seiten ein Gesundheitslexikon, dass man nicht ganz ernst nehmen kann. Die aufgelisteten positiven Eigenschaften der Nahrungsmittel sind spannend und teilweise überraschend. Aber man müsste teilweise Unmengen essen, um einen entsprechenden Einfluss zu merken. Auch die Reihenfolge ist etwas irritierend. Zuerst kommen alphabetisch geordnet Früchte, anschliessend an die Zitrone folgen ohne Abstand in alphabetischer Reihenfolge Gemüse, gefolgt von Gewürzen und Nüssen und einigen weiteren Lebensmitteln (z.B. Reis und Ahornsirup), die nicht zu den genannten Gruppen zählen.
Magic Food empfehle ich Kochneulingen, die sich gleich an die vegane Küche wagen möchten. Für Küchenprofis gibt es sicher bessere Alternativen für das gleiche Geld.