Es wird die Geschichte erzählt von wohlhabenden Amerikanern, die in den Canyons jenseits von Los Angeles Zuflucht suchen und von mittellosen Einwanderern, die ebenfalls in diesen Canyons leben - allerdings nicht in schönen Häusern. Sie versuchen, mit dem Lohn eines Tagelöhners und auf Gedeih und Verderb der Natur (die nicht sehr gnädig ist), ein Leben und eine Familie aufzubauen. Das Überleben, die Fehlkommunikation, die kulturellen und sprachlichen Unterschiede, die Not auf der einen und der immense Überfluss auf der anderen Seite.
Dieses allgegenwärtige reich gegen arm und einheimisch gegen fremd fühlt sich so aktuell an. Die Geschichte spielt 1995, hat sich 2021 jedoch um einiges verschärft und umfasst nun auch irrationale Ängste gegenüber allen, die “anders” sind.
Es wirft einfach ein hervorragendes Schlaglicht auf den Rassenkonflikt, der leider täglich sprunghaft in den USA zunimmt und regt zum Nachdenken über alle Seiten der Einwanderungsgleichung an und zeigt, wie die Dinge ausser Kontrolle geraten können, selbst bei den besten Absichten. Was wir heutzutage in Europa erleben ist ebenfalls unfassbar, aber es ist mehr oder weniger ein Zehntel dessen, was sich in den letzten fünf Jahrzehnten zwischen Mexiko und den USA abgespielt hat.
Es ist besser wenn Romane nicht versuchen, politische Lösungen vorzuschlagen. T.C. Boyle vermeidet dies, er befasst sich einfach mit menschlichen Problemen und macht sie für den Leser so unfassbar real, ein begnadeter Erzähler und ein grossartiges Buch! Ich könnte es gleich nochmals lesen und in Anbetracht des aktuellen politischen Klimas in den USA, wie auch überall auf der Welt, würde ich mir wünschen, dass jeder diese Geschichte liest.