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Platon
Sokrates ist eine singuläre Erscheinung. In der Geschichte der Philosophie hat niemand einen solchen Einfluss gehabt wie er. Dabei war er überzeugt, in den für menschliches Leben wichtigen Fragen nichts zu wissen, und hat selbst über seine Überlegungen keine einzige Zeile geschrieben. Seine Wirkung beruht allein auf den Diskussionen, in die er seine Mitbürger verwickelte, um ihnen klar zu machen, dass sie nicht das täten, was sie tun müssten, wenn sie ein glückliches Leben führen wollten. Trotz seines grundsätzlichen Nichtwissens liess er sich allerdings von zwei Überzeugungen leiten, die nicht erst heute paradox klingen: »Niemand tut freiwillig Unrecht« und »Unrecht tun ist schlimmer als Unrecht leiden«. Äusserlich gesehen ist er gescheitert: Nach einem verlorenen Krieg wurde er Opfer konservativer Tendenzen und ist im Jahre 399 v. Chr. im Alter von 70 Jahren als Verderber der Jugend hingerichtet worden. Damals war Platon, der sich ihm angeschlossen hatte, 28 Jahre alt. Etwa 15 Jahre später ist er nicht nur als Autor sokratischer Dialoge bekannt geworden, sondern hat auch als eine Art höherer Lehranstalt die ›Akademie‹ gegründet. Er beschliesst rückschauend, von diesem Mann, der ihn fasziniert und geprägt hat, ein Bild zu entwerfen, indem er ihm eine Verteidigungsrede in den Mund legt, die Sokrates hätte halten müssen, wenn er die Absicht gehabt hätte, vor Gericht ein wahres Bild von sich zu geben.Dieses Buch gibt eine neue Übersetzung und versucht, den etwa 2400 Jahre alten Text dem heutigen Leser durch philologische, historische und thematische Erläuterungen verständlich zu machen.
Fachbücher
Vandenhoeck + Ruprecht
Deutsch
216
2004-07-13
9783525304013
978-3-525-30401-3