Wow. Ich habe schon einige Bücher von Joel Dicker gelesen und fand alle super. Aber “Die Affäre Alaska Sanders” übertrifft alles. Der Schriftsteller schafft es, die Spannung auf konstant hohem Niveau zu halten. Sobald ein Kapitel beendet war, wollte ich unbedingt wissen, wie es weitergeht. Das Buch lässt sich auch gut lesen, ohne den ersten Band gelesen zu haben und empfehle ich allen, die spannende Krimis mögen.

Dies ist die Fortsetzung des Buchs “Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert”. Die Ausgangslage ist ganz einfach. Eine junge Frau wurde 1999 in einer kleinen Ortschaft an der amerikanischen Ostküste brutal ermordet. Der Verdächtige hat gestanden und direkt seinen Komplizen verpfiffen, der daraufhin auch festgenommen und verurteilt wurde. Elf Jahre später taucht eine anonyme Nachrichte auf, die den damaligen Ermittler Sergeant Perry Gahalowood an der Schuld der beiden Täter zweifeln lässt. Gemeinsam mit dem Schriftsteller Marcus Goldman, mit dem er bereits an dem Fall Harry Quebert arbeitete, geht er der neuen Spur nach. Gefühlt bin ich die einzige Person auf Erden, die noch keinen Roman von Joel Dicker gelesen hat! Und dies will ich nun mit seinem neuen Buch ändern! Ich machte mich daran, mir die über 500 Seiten zu Gemüte zu führen, und wurde nicht enttäuscht. Auch ohne Vorkenntnisse von “Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert” lässt sich die Geschichte gut mitverfolgen. Der Protagonist Marcus erzählt immer mal wieder, was damals passiert ist und was für diesen Fall von Bedeutung ist. Ich wurde mitgenommen in die Ermittlungen 1999 als auch zu den Ereignissen aus dem Jahr 2010, welche den Fall neu aufrollen lassen. Joel Dicker hat ein Händchen für spannende Erzählungen. Jedes Mal, wenn ein neues Detail aufgedeckt wird, geht die Geschichte direkt zu jenem Ort und schildert die entsprechenden Vorkommnisse. Die Fortsetzung wird allen gefallen, die schon “Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert” nicht mehr aus der Hand legen konnten. Und allen Neueinsteigenden sei versichert, es braucht nicht zwingend Vorkenntnisse, um diesen spannenden Roman zu verschlingen. Eines kann ich bereits jetzt verraten, jede und jeder könnte verdächtig sein!

Seine beiden letzten Romane von Joel Dicker konnten mich leider nicht überzeugen, so ging ich schon sehr skeptisch an diesen Roman ran. Kurz zum Inhalt der Geschichte: Markus Goldmann wird auf den Mord an Alaska Sanders aufmerksam und ermittelt wieder mit seinem guten Freund Sergeant Perry Gahalowood. Meine Meinung: Die Geschichte ist gut konstruiert und man tappt fast bis zum Schluss im dunklen wer der wahre Mörder ist. Auch bedient Herr Dicker hier nicht so viele Klischees, was mich gefiel. Ein netter Schmöker für diese heissen Sommertage!

Dieses Buch ist meiner Meinung nach etwas ganz besonderes. Es hat sehr Ü600 Seiten, dadurch bekommt die Geschichte so richtig Raum und Patz. Ebenfalls empfand ich es als keine Fortsetzung von Harry Quebert, da es später statt findet und es um einen neuen “alten” Fall geht. Marcus ist mal wieder mehr Ermittler als Schriftsteller, aber das macht das ganze Buch auch wirklich aus. Mit x Rückblenden und Storylines muss man sich echt konzentrieren während des Lesens aber ich fand das super. Da man einige Protas schon von der Serie her kennt, war es ganz gut, schon die Bilder im Kopf zu haben. Ein sehr gelungene Geschichte die sich wirklich zu lesen lohnt. Diese ganzen unvorhergesehenen Wendungen sind wirklich supergut geschrieben und man muss sehr begabt und fantasievoll sein um auf so etwas zu kommen. Grosses Lob von mir. Wer nicht 0815 mag und sich gerne auf eine lange Geschichte einlässt, ist mit diesem Buch genau richtig. Es braucht auch keine Vorkenntnisse, einige Passagen über Harry’s Fall werden erklärt. Die Idee von Joel war ja, 3 Bänder zu schreiben, die man unabhängig voneinander lesen kann, und vorn mir aus gesehen, ist dies auch gelungen. Ich konnte an einer Lesung von Joel teilnehmen und muss sagen, ich fand ihn super sympathisch und es erfüllt mich mit Stolz, dass ein Schweizer Autor so eine Karriere hingelegt hat. Ich hoffe, er schreibt noch weitere ausgeklügelte Romane und lässt sich nicht von bösen Stimmen und dem Druck der Branche runterkriegen.

Dicker hat das Talent, verschiedene Handlungsstränge aufzubauen und sie gekonnt miteinander zu verknüpfen. Wie im Vorgänger spielt er mit der Zeit und verbindet die Gegenwart mit einem Fall aus dem Jahr 1999. Nebst dem spannenden Fall um die Ermordung von Alaska Sanders sind auch die Querverweise auf Harry Quebert und die Cousins von Protagonist Markus Goldman passend integriert - eine vorgängige Lektüre von Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert und Die Geschichte der Baltimores empfehle ich für einen noch intensiveren Lesegenuss. Das Setting zwischen dem ländlichen Mount Pleasant in New Hampshire und dem vorstädtischen Salem in Massachussets ist stimmig und die ostamerikanische Atmosphäre der 90er- und 2000er-Jahre authentisch. In der Affäre Alaska Sanders spielt Dicker wie so oft mit menschlichen Abgründen, legt falsche Fährten und verwirrt den Leser mit scheinbar unwiderlegbaren Beweisen, um dem schon abgeschlossen geglaubten Fall am Ende noch eine dramatische Wendung zu geben. Ein Muss für alle, die Dickers Bücher um den Schriftsteller Markus Goldman gelesen haben, aber auch für andere Krimi-Liebhaber empfehlenswert.