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Walter M. Diggelmann
Die Diggelmann-Werkausgabe in sechs Bänden Der Roman Das Verhör des Harry Wind - der dritte Band der sechsbändigen Werkausgabe in der edition 8 - machte den Autor 1962 schlagartig auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Der Stil, ein karger, stark dokumentarisch geprägter Realismus, war neu. Der Roman Das Verhör des Harry Wind brachte Walter Matthias Diggelmann 1962 den ersten grossen Erfolg und machte ihn schlagartig auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Brisant und hoch aktuell war nicht nur das Thema des Buches; auch der Stil, ein karger, stark dokumentarisch geprägter Realismus, war neu und traf offensichtlich den Geschmack der Zeit. Wie bei Diggelmann üblich, entstammte der Stoff zu diesem Roman wiederum der ganz persönlichen Erfahrung. Als Texter in der Werbeagentur von Rudolf Farner hatte er die damals brandneuen Methoden der politischen Public-Relation kennen gelernt. Erstaunt und schockiert stellte er fest, wie leicht sich Stimmungen instrumentalisieren und Meinungen manipulieren liessen. Gleichzeitig war er aber auch fasziniert von der Persönlichkeit Rudolf Farners, der Macht und Einfluss spielen liess, wenn es darum ging, seine politischen und wirtschaftlichen Interessen durchzusetzen. Harry Wind ist nicht Rudolf Farner, aber er trägt deutliche Züge des erfolgreichen Werbers, die ihrerseits mit stark autobiografischen Elementen durchsetzt sind. Diese Verbindung von beruflicher und lebensgeschichtlicher Erfahrung verleiht dem Roman eine hohe Authentizität. Zwar wirkt die Auseinandersetzung um Armee- und Abrüstungsfragen vor dem Hintergrund des Kalten Krieges heute etwas zeitgebunden; die Grundfragen des Buches aber - Fragen nach Wahrheit und Lüge sowohl im öffentlichen Diskurs wie innerhalb der eigenen Lebensgeschichte - haben nichts von ihrer Gültigkeit verloren. Wie alle Figuren im Werk Walter Matthias Diggelmanns ist auch der des Landesverrats angeklagte Harry Wind ein Geschichtenerzähler und Geschichtenerfinder auf Gedeih und Verderben. Was für den Werber ein raffiniert eingesetztes Arbeitsinstrument war, wird für den Angeklagten ein geschickt genutztes Mittel zur eigenen Verteidigung. Für Diggelmann selbst waren Geschichten immer beides: eine literarische Form und der Versuch, der eigenen Wahrheit auf die Spur zu kommen. Walter Matthias Diggelmann (1927-1979) gehörte in den sechziger und siebziger Jahren zu den erfolgreichsten und profiliertesten Stimmern der Schweizer Literatur. Sein Werk umfasst 10 Romane, 3 Jugendbücher, mehrere Erzählbände sowie zahlreiche Hör- und Fernsehspiele, Kolumnen, Reportagen und Gedichte. Das Autobiografische stand zwar stets im Zentrum seines Schaffens; doch der Geschichtenerfinder ist vom Kämpfer für jene, die selber keine Stimme haben, nicht zu trennen. Das machte ihn anfechtbar und unbeliebt und führte dazu, dass er seine Bücher über Jahre nur noch in Deutschland veröffentlichen konnte.
Romane & Erzählungen
Edition 8
deutsch
256
2002-07-01
9783859900233
978-3-85990-023-3