Das Buch hat einen wirklich interessanten Aufbau, der wesentlich tiefer geht, als ich anfangs erwartet habe. Es gibt hier nicht nur einen Kampf zwischen Licht und Schatten, sondern da steckt viel mehr dahinter. Das hat mich wirklich positiv überrascht und im Grossen und Gesamten ist es wirklich sehr interessant und spannend aufgebaut.
Diese Tiefe wurde bis zu einem gewissen Grad aber leider auch zum Verhängnis der Geschichte. Sie ist keineswegs schlecht, und ja mir ist klar, dass es einen zweiten Band gibt, aber mir ist bis Ende des ersten Bandes noch immer nicht die Grundstruktur klar. Fragen offen zu lassen ist immer gut, aber im Moment sind es noch so viele, dass mir einfach noch ein klarer Gesamtüberblick fehlt. Fragen wie, wo kommen die Götter und die Wächter genau ins Spiel? Wie sind diese mit dem Krieg von Licht und Schatten verknüpft, dass sie schlussendlich dem Untergang nahestehen? Wie und wann entstanden diese Schatten und wie löste das ein Ungleichgewicht aus? Was genau ist diese Quelle nun und gibt es sie überhaupt? Die letzte Frage kam im ganzen Buch immer wieder vor, aber irgendwie ist die Antwort immer noch nicht klar. Dies waren generell nur einige Fragen, aber da wären definitiv auch mehr. Vielleicht habe ich auch einfach nicht alles verstanden. Sollte es Missverständnisse geben, klärt mich gerne auf.
Meiner Meinung nach sollten zumindest die Grundfragen beantwortet werden, sodass im zweiten Teil der Fokus auf dem Kampf liegen kann.
Die Charaktere fand ich dagegen toll. Nelly ist eine grossartige beste Freundin, der es sowas von egal ist, wie durchgedreht Erin nun scheint und sie auch immer voll unterstützt. So eine Freundin wünscht sich wohl jeder und sie gehört definitiv zu meinen Lieblingscharakteren. Ich fand es auch ein grosses Plus, dass sie zumindest bei einem Teil der Geschichte mitspielen durfte, auch wenn sie keine Magie besitzt und auch nicht Teil des Krieges wäre. Ich habe es immer lieber, wenn die Freunde wissen, was los ist, anstatt sie anzulügen, um die magischen Fähigkeiten versteckt zu halten.
Auch mit Erin selbst hatte ich keine Probleme. Sie hat manchmal eine etwas zu grosse Klappe und nicht immer so viel dahinter, aber das zählt wohl zu ihren Fehlern dazu und macht sie menschlicher. Mich hat es jedenfalls nicht gestört.
Ein weiterer riesiger Pluspunkt ist die Beziehung zwischen Erin und Finley. Die beiden gehen von Hass zu Toleranz zu einer Art Freundschaft über (in der sie sich aber trotzdem noch manchmal ärgern), ohne es überstürzt wirken zu lassen. Und es gibt keine Romanze (zumindest noch nicht und ich hoffe es bleibt so)! Eine wahre Seltenheit, was ich leider nicht verstehen kann. Eine Freundschaft kann auch sehr toll in einer Geschichte sein und in manchen Fällen würde ich es sogar definitiv bevorzugen.
Zusammengefasst kann ich sagen, dass die Geschichte wirklich gut ist. Ich mochte sie wirklich sehr und die Tiefe hat mich positiv überrascht. Jedoch sind mir zu viele Fragen offengeblieben, auch wenn ich weiss, dass da noch ein zweiter Teil ist. Ich habe irgendwo einfach den Gesamtüberblick verloren, aber das kann auch einfach meine Schuld persönlich sein. Das Buch bekommt von mir deshalb vier von fünf Sterne.