Bestiarium ist auf jeden Fall ein Buch für sich.
Inhaltlich als auch von der Art des Erzählens lässt es sich vielleicht als eine Mischung von C Pam Zhangs Wie viel von diesen Hügeln ist Gold und Bae Suahs Weisse Nacht versetzt mit einer Prise von Te-Ping Chens Ist es nicht schön hier beschreiben. Aber meine Güte, Bestiarium ist doch sein ganz eigenes Ding. Mit den Sichten aus drei Generationen, Tochter, Mutter und Grossmutter sind nicht nur verschiedene Geschichten und Perspektiven vertreten, sondern auch verschiedene Erzählstile.
Wer nach einem Buch mit klarem Plot, mit einer geraden und klar erzählten Geschichte sucht, der ist hier fehl am Platz. Wer sich aber auf die Themen Familie und Beziehungen, auf Vergangenheit und Herkunft, Identität und Sexualität einlassen will, egal in welchem Zusammenhang, dann voilà, hier ist Bestiarium. Erzählung, Wirklichkeit und Mythen verschmelzen zu einem Guss und lassen sich kaum mehr auseinanderhalten. K-Ming Chang öffnet so den Blick auf eine taiwanesisch-amerikanische Familie, mit all ihren eigenen Herausforderungen und Stärken.
Hat es mir denn nun gefallen? Jein. Teilweise war es mir fast schon zu anstrengend, dann aber fand ich die Sprache wieder schön - die Briefe der Grossmutter waren fantastisch (in zweifachem Sinne, wie fast alles andere auch), jedoch hätte ich gut auf ein paar Wortwiederholungen von “Scheisse” und “Schweiss” verzichten können… Nichtsdestotrotz bin ich beeindruckt von dieser jungen Autorin und ihrem Werk, denn der Inhalt ist auf jeden Fall nicht zu missachten.