Einer der berühmtesten Klassiker von Oscar Wilde ist sicherlich “Das Gespenst von Canterville”. Diese Geschichte wurde auch verfilmt, allerdings hab ich sie noch nicht gesehen, weil ich unbedingt das Original vorher lesen wollte. Und es hat mich, statt zu gruseln, zum Nachdenken angeregt.
Bevor die Familie Otis das Schloss Canterville kaufte, wurden sie gewarnt, dass es in diesem Anwesen spuken würde. Sie nahmen es zwar zur Kenntnis, glaubten aber nicht daran. Als sie eingezogen sind, bemerken sie ein paar komische Dinge und schliesslich treffen sie sogar den Geist. Anders aber als erwartet, fürchtet sich die Familie nicht. Im Gegenteil, sie nehmen ihn überhaupt nicht ernst und die Zwillinge spielen ihm sogar Streiche. Nur die Tochter Virginia hält sich zurück. Als sie ihn eines Abends in ein Zimmer trifft, hat sie Mitleid mit ihm und will ihm Frieden schenken.
Ein Geist, der sich mehr vor der Familie fürchtet als umgekehrt. Wer hätte das erwartet? Hier geht es nicht hauptsächlich um das Gruseln, sondern um Schuldgefühle und Vergebung. Zu Beginn war die Geschichte fast schon lustig, aber am Ende zeigte Wilde, dass jeder sich selber vergeben kann. Mit dem Gespenst hatte ich Mitleid und die kleine Virginia hab ich sehr ins Herz geschlossen, weil sie für ihn Frieden bringen wollte.
Oscar Wilde schreibt Geschichten, die praktisch alles beinhaltet. Mal sind sie komisch, mal traurig, mal albern. Aber schlussendlich treffen alle mitten ins Herz. Er zeigt uns, was es bedeutet, für einander da zu sein. Sich füreinander zu opfern. Liebe und Frieden zu schenken. Etwas Gutes für andere zu machen, ohne etwas selber dafür zu verlangen. Diese Geschichten hat mich sehr berührt und auch zum nachdenken gebracht. Sollte jeder einmal gelesen haben.