Zuallererst hat mich das Cover sehr angesprochen. Durch die Farmen fällt das Buch auf und man will es sich gleich anschauen, um was es genau geht. Auch wenn der Klappentext einiges verrät, fragt man sich doch, was genau damit gemeint ist. Und ich bin froh, dass ich es gelesen habe.
Carmen Maria Machado erzählt uns ihre Geschichte, wie sie mit toxischen Beziehungen in Berührung gekommen ist und wie sie damit umgegangen ist. Schon im Kindesalter hat es bereits angefangen und in ihrem Liebesleben nahm es seinen Lauf. Das Traumhaus steht im Mittelpunkt, das uns während des ganzen Buches begleitet. Schnell wird klar, dass das Traumhaus manchmal nur eine Illusion ist und unsere Psyche sich weigert, es sich einzugestehen. Aus Liebe. Doch ist das wirklich Liebe, wenn das Traumhaus uns nur Schmerzen zufügt?
Eine sehr berührende Geschichte, die mich zum grössten Teil einfach nur erschüttert hat. Vor allem, weil es ein sehr schwieriges Thema ist. Noch dazu, da es sich um eine lesbische Beziehung dreht. Vieles wird noch klein geredet, oder überhaupt nicht ernst genommen. Weil unter Gleichgeschlechtigen nie Gewalt passiert. Die Autorin erzählt ihre Geschichte auf einer ganze speziellen Art und Weise. Der Schreibstil ist zunächst gewöhnungsbedürftig, aber man findet schnell den Rhythmus und die Seiten fliegen nur so dahin. Es ist brutal ehrlich geschrieben und das lässt den Leser zum Teil geschockt und sprachlos zurück. Wer würde schon denken, dass solche Art von Gewalt tatsächlich Realität sein kann?
Die Frau aus dem Traumhaus ist einfach nur… ich finde keine passenden Worte. Malipulative und gestörte Menschen tun einfach anderen weh und stellen sich selber als Opfer dar. Dieses ewige hie und her zerrt an den Nerven, doch man hat einfach keine Chance, sich dagegen zu wehren. Man weiss, dass man gehen soll. Doch man bleibt, weil das Liebe ist. Lieber die Augen verschliessen und so tun, als ob nichts wäre. Carmen musste einiges einstecken und erlebte so lange grausame Momente. Psychisch wie physisch.
Ihre Kapitel sind sehr speziell gestaltet. Mal kürzer, mal länger, aber nicht weniger gut. Sie verglich oft einige Szenen mit alten Klassikern (die ich persönlich leider keinen kannte, ausser Carmilla). Oder sie nahm fiktive Figuren dazu, was aber leicht zur Verwirrungen geführt hat. Dann noch die Fusszeilen, die sie oft benutzt, um Erklärungen abzugeben. Für mich waren sie nichtssagend, ich konnte wirklich nichts mit ihnen anfangen. Dennoch mochte ich das Buch von Anfang bis zum Schluss, weil ich vorher noch nie über dieses schwierige Thema gelesen habe. Grossen Respekt an die Autorin, dass sie den Mut gefunden hat, ihre Geschichte mit der Welt zu teilen.
Das Ende kam für mich etwas zu schnell und die Erklärungen blieben eher oberflächlich bis ganz aus, was ich wirklich schade fand. Das Ende hat mir sehr gut gefallen und ich war froh zu lesen, was sie nun erreicht hat.
Ein sehr interessantes Buch über ein sehr wichtiges Thema, welches leider noch problematisch in der Gesellschaft angesehen wird. Für jeden empfehlenswert, der sich für queere Liebe interessiert mit toxischer Beziehung als Hauptthema.