John Boyne schreibt eine Familiengeschichte, aber wenn man Boyne kennt, dann weiss man, es kann nicht eine handelsübliche Familiengeschichte sein. Die Cleverleys, unglaublich reich, wohnen im teuersten Stadtteil von London und alle fünf Mitglieder der Familie haben etwas gemeinsam: sie sind ziemlich gestört! Vater George ist Moderator einer Celebrity-Sendung der BBC und bildet sich wer weiss was darauf ein, Mutter Beverley ist gefeierte Autorin von Schmachtromanen, allerdings schreibt sie nicht selber, sondern beschäftigt eine Ghostwriterin, die sie auch noch wie den letzten Dreck behandelt, der älteste Sohn Nelson geht schon seit Jahren zum Seelenklempner, weil er irgendwie nicht mit Menschen kann und am liebsten Arbeitsuniformen trägt, Schwester Elizabeth ist mit dem grössten Trottel, den die Welt gesehen hat, zusammen und will nichts arbeiten, sie sei schliesslich Poetin, obwohl sie keinen einzigen Dichter mit Namen benennen kann, zusätzlich schreibt sie auch Hass-Tweets an Leute, die eigentlich Hilfe suchen…dann wäre noch der jüngste Sohn Achilles, der sich als Toyboy für ältere Männer ausgibt und die lieben Sugardaddies nach allen Regeln der Kunst von ihrem sauer verdienten Geld trennt. Diese unglaubliche Truppe nun stehtim Zentrum eines völlig verrückten Buches. Die Cleverleys rennen von einer merkwürdig-witzigen Situation zur nächsten Katastrophe, bis dann Vater George aus Versehen seine junge Liebhaberin schwängert. Das Familienleben gerät arg ins Wanken…John Boyne hat sich einmal mehr selbst übertroffen. Man liest fassungslos von der gestörten Selbstwahrnehmung der Familie Cleverley und geht geistig in Deckung, wenn ein Mitglied der Familie mal wieder was Unberechenbares ausheckt. Oft hat mich das Buch an John Irvings “Hotel New Hampshire” erinnert, auch da spielt eine dysfunktionale Familie die Hauptrolle, aber so wild wie die Cleverleys treibts endgültig niemand…