Das Buch ist nur teilweise Fiktion. Die Autorin, Heidy Gasser, erhielt von zwei Frauen, den Töchtern von Ruth, hunderte von Briefen, welche sie beim Ausräumen des Haus ihrer verstorbenen Mutter in einem Geheimfach gefunden hatten. Die beiden Töchter sind völlig verstört, denn in den Briefen erschliesst sich ihnen das geheime Leben ihrer Mutter, die nach tiefer Liebe und Geborgenheit suchte, während sie in einer Ehe gefangen war, in dies und Sinnlichkeit so gut wie nicht existierten. Dass die Mutter gerade dies in Kreisen des Klerus fand, wirkt besonders aufwühlend. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Frau in gehobenen Kreisen in einem kleinen Ort in der konservativen, katholischen Innerschweiz gelebt hat. Zu einer Zeit - Ruth ist 1924 geboren - als die Asichten in der Gesellschaft von Tugend und Redlichkeit einer Frau sehr eng gesteckt waren.
Wie muss Ruth gelitten haben! Und wie mutig, ja eigenwillig, war sie, einen Weg für ihre tiefe Sinnlichkeit und das Streben nach Geborgenheit zu suchen.
Heidy Gasser hat aus Ruths Korrespondenz Vieles erahnen können und manches in Fiktion ergänzen müssen. Als sie das Buch schrieb, waren alle Zeitzeugen verstorben. Ihr ist ein sehr einfühlsames und ergreifendes Buch gelungen, ein Zeitdokument aus einer Zeit, die noch nicht lange zurückliegt.